Es ist wie ein alljährlich wiederkehrendes Ritual. Mit Spannung wird erwartet, wie früh in der Frühjahrssaison die Fixseil-Teams den höchsten Punkt des Mount Everest auf 8849 Metern erreichen. Einige Tage später setzt dann in der Regel der Run der kommerziellen Teams auf den Gipfel ein – immer unter dem Vorbehalt, dass das Wetter mitspielt.
Bislang waren in diesem Frühjahr die Bedingungen am höchsten Berg der Erde eher schwierig. Doch von diesem Samstag an wird für den Gipfelbereich des Everest vergleichsweise ruhiges Wetter erwartet, mit kaum Niederschlägen und relativ wenig Wind.
Plan für Everest-Südseite: Erster Gipfeltag zwischen 8. und 10. Mai
Auf der nepalesischen Südseite des Bergs ist in dieser Saison der Veranstalter 8K Expeditions dafür verantwortlich, die Route bis zum Gipfel mit Seilen zu sichern – übrigens nicht nur am Everest, sondern auch am benachbarten 8516 Meter hohen Lhotse, dem vierthöchsten Berg der Welt. Die Fixseile liegen aktuell bis auf eine Höhe von 7400 Metern, wie mir Pemba Sherpa, der Besitzer des nepalesischen Expeditionsunternehmens, bestätigt.
Nach Pembas Worten sieht der Plan so aus: In den nächsten zwei bis drei Tagen sollen die nepalesischen Bergsteiger des Fixseil-Teams bis Lager 4 am Everest-Südsattel auf rund 8000 Metern aufsteigen. Den Gipfel sollen sie dann zwischen dem 8. und 10. Mai erreichen. Dieser Termin liegt im Zeitfenster des Vorjahrs, als das Fixseil-Team des Veranstalters Seven Summit Treks am 10. Mai seine Arbeit bis zum höchsten Punkt vollendet hatte.
Everest-Nordseite: Fixseile aktuell bis 7900 Meter
Den ersten Everest-Gipfelerfolg im Frühjahr 2024 hatte es auf der tibetischen Nordseite gegeben: Am 7. Mai hatte das chinesisch-tibetische Fixseil-Team den Gipfel erreicht. Aktuell sei die Route über den Nordsattel und den Nordostgrat bis auf eine Höhe von 7900 Metern mit Seilen gesichert, schreibt mir Mingma Sherpa, Direktor und Expeditionsleiter des nepalesischen Veranstalters Climbalaya, aus dem Basislager auf der Nordseite. Er wisse jedoch nicht, wann das für die Fixseile zuständige Team weiter aufsteige, so Mingma.

Von Norden her versuchen sich in diesem Frühjahr dem Vernehmen nach neben einem sehr großen chinesischen Team auch fünf kleinere Expeditionsmannschaften ausländischer Veranstalter am Everest. Der US-amerikanische Bergblogger Alan Arnette, der wie kaum ein Zweiter den Überblick über die Massen am Everest behält, schätzt die Zahl der Kunden und des Personals auf der Nordseite des Bergs auf insgesamt rund 300. Auf der Südseite könnten es rund 1000 werden, die über die Normalroute aufsteigen. Das nepalesische Tourismusministerium hat für den Everest in diesem Frühjahr (Stand: 25. April) 427 Besteigungsgenehmigungen ausgestellt. Hinzu kommen pro Kunde ein bis zwei Climbing Sherpas. Es dürfte es also wieder voll werden. Auf der Route und am Gipfel.