11. 11. – dieses Datum lässt das Jecken-Herz eigentlich höher schlagen. Traditionell wird an diesem Tag in meiner Heimatstadt Köln die Karnevalszeit eingeläutet. Die kostümierten Jecken singen, tanzen und schunkeln auf Straßen und öffentlichen Plätzen, auch in den Kneipen wird gefeiert – normalerweise. In diesem Jahr ist alles anders. Wegen der Corona-Pandemie wurden alle Veranstaltungen abgesagt, die Kneipen bleiben geschlossen, mehrere hundert Polizisten kontrollieren, ob das Versammlungsverbot eingehalten wird. Nach Feiern dürfte angesichts der weiter angespannten Corona-Lage ohnehin kaum jemand zumute sein.
Das gilt ganz sicher auch für Nepal, wo das Leben derzeit ebenfalls alles andere als wie gewohnt abläuft. Heute überschritt die Zahl der offiziell registrierten Corona-Infektionen die Marke 200.000. In dem Himalayastaat sind bisher 1174 Menschen an COVID-19 gestorben. Und die Dunkelziffer dürfte hoch sein.
Knapp 1900 Touristen im Oktober
Im vergangenen Jahr wanderte ich am 11. November mit meiner Tochter im Everest-Gebiet – als einer von rund 130.000 ausländischen Touristen, die nach Angaben des „Nepal Tourism Board“ in jenem Monat in den Himalaya-Staat kamen. Zum Vergleich: Von April bis Oktober 2020 trafen wegen der Corona-Beschränkungen nur insgesamt rund 3000 Ausländer mit dem Flugzeug in Nepal ein, fast 1900 davon im Oktober. Seit knapp einem Monat ist das Land wieder für Bergtouristen geöffnet – unter Auflagen wie einer einwöchigen Hotelquarantäne zum Beginn des Aufenthalts.
Gipfelerfolge an der Ama Dablam
Nur wenige Expeditionsteams und Trekkinggruppen sind bisher nach Nepal gekommen. Auf Facebook feiert der nepalesische Bergsteigerverband NMA regelrecht jedes einzelne Permit, das er für einen der Berge bis zu einer Höhe von 6500 Metern ausstellt – egal, wie klein die Gruppe ist. Die Expeditionspermits für die höheren Berge des Landes, ausgestellt vom dafür zuständigen nepalesischen Tourismusministerium, lassen sich an zwei Händen abzählen.
Lediglich an der 6814 Meter hohen, Ama Dablam hat sich mehr als ein Team versammelt. Gestern und heute wurden von dem formschönen Berg nahe dem Mount Everest die ersten Gipfelerfolge vermeldet. Der nepalesische Expeditionsveranstalter Seven Summit Treks kündigte an, sein Basislager an der Ama Dablam bis zur dritten Januarwoche offen zu lassen. Das sind noch keine Lichtblicke, allenfalls Lichtblitze im Dunkel der gegenwärtigen Lage.
Hotels und Lodges im Langtang geschlossen
„Ich habe im vergangenen Monat nur einige wenige ausländische Trekker im Khumbu gesehen“, schreibt mir Ang Dorjee Sherpa, Besitzer der „A.D. Friendship Lodge“ in Namche Bazaar, dem Hauptort des Everest-Gebiets. Außerdem habe es ein paar nepalesische Gruppen gegeben. „Aber ob es weitergeht oder nicht, ich weiß es nicht.“
Auch Mahesh Kumar Budha, Chef der kleinen Agentur Joy Treks in Kathmandu, macht sich Sorgen. „Die Stimmung unter den Expeditions- und Trekkingveranstaltern ist nach wie vor überwiegend von Hoffnungslosigkeit geprägt“, sagt Mahesh. „Einige wenige Unternehmen wie Seven Summit Treks oder Himalayan Guides veranstalten hochkarätige Expeditionen. Ansonsten ist der Markt komplett zusammengebrochen. Mit Sicherheit sind viele Agenturen bankrottgegangen.“
Mahesh weist darauf hin, dass im Trekkinggebiet Langtang nördlich der Hauptstadt Kathmandu alle Hotels und Lodges für die nächsten Monate geschlossen bleiben, um die Corona-Pandemie einzudämmen. „Und das ist erst der Anfang. Andere Regionen werden sicher nachziehen.“