Er geht wieder seiner Leidenschaft nach. Im Piemont im Nordwesten Italiens und in den Dolomiten fährt Carlalberto, genannt „Cala“ Cimenti wieder mit dem Mountainbike, besteigt Berge und fliegt mit dem Gleitschirm talwärts. Im März war der 45-Jährige – wie berichtet – positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Ärzte diagnostizierten bei Cala eine Lungenentzündung, schickten ihn jedoch vom Krankenhaus nach Hause – mit Medikamenten und dem Ratschlag anzurufen, wenn es schlimmer werde. Tagelang lag er mit hohem Fieber im Bett, umsorgt von seiner Ehefrau Erika Siffredi. „Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf den Ausschlag des Fieberthermometers, auf jeden Atemzug, der nicht schlechter sein soll als der vorhergehende“, schrieb Cimenti damals auf Facebook. Er erholte sich.
Erstbesteigung des Gasherbrum VII
Im Sommer 2019 hatte Cala in Pakistan den Nanga Parbat bestiegen und war von dem Achttausender mit Skiern abgefahren. Anschließend gelang ihm im Karakorum die Erstbesteigung des 6955 Meter hohen Gasherbrum VII – der Aufstieg steht auf der Auswahlliste für den diesjährigen Piolet d’Or, den „Oscar der Bergsteiger“. Beim Abstieg vom Gasherbrum VII stürzte sein Teamgefährte Francesco Cassardo rund 450 Meter ab. In einer dramatischen Rettungsaktion gelang es, ihn in Sicherheit zu bringen. Zuvor hatte Cimenti auch schon die Achttausender Cho Oyu (2006), Manaslu (2011) und Dhaulagiri (2017) bestiegen.
Cala, wie geht es dir aktuell, hast du dich hundertprozentig von deiner Corona-Infektion erholt?
Das Virus hatte mich eine Woche lang sehr stark im Griff, dann begann ich mich zu erholen. Jetzt fühle ich mich gut und hoffe, hundertprozentig genesen zu sein.
Hast du eine Ahnung, wo du dich angesteckt hast?
Ja, in einem Skigebiet in der Nähe von Bergamo.
Hast du irgendwann während der Krankheit daran gezweifelt, ob du das Ganze überlebst?
Ja, ich hatte plötzlich Angst, dass mir das Schlimmste passieren könnte, aber zum Glück ist es nicht geschehen.
Was hat dich die Krankheit gelehrt?
Dass du sehr stark sein kannst und dich die Krankheit trotzdem erwischen kann.
Du hast vier Achttausender bestiegen und auch schon erlebt, wie schmal der Grat des Abenteuers sein kann. War es da nicht seltsam, plötzlich im vermeintlich sicheren Zuhause in Lebensgefahr zu geraten?
Ja, sehr seltsam. Und ich war wirklich wütend, dass ich nicht in der Lage war, mit dieser Art von Gefahr umzugehen.
Wie denkst du über Leute, die nach wie vor die Corona-Pandemie verharmlosen?
Es ist eine Bedrohung, die wir nicht unterschätzen sollten. Aber wir dürfen andererseits deswegen auch nicht unser Leben aufgeben.
Was sagst du den Menschen in Nepal und Pakistan, wo die Infektionskurven weiter ansteigen?
Seid stark und geduldig! Die Dinge werden sich bessern, und wir werden wiederkommen, um diese schönen Berge zu besteigen.