Wie im Frühjahr an den Achttausendern Nepals und Tibets wird es wohl auch in diesem Sommer an den Bergriesen Pakistans einsam werden. Die meisten Expeditionsveranstalter aus dem Ausland haben ihre für diesen Sommer geplanten Trips in den Karakorum bereits ganz abgesagt oder zumindest auf die Bank geschoben. So kündigte Mingma Gyalje Sherpa, Chef des Anbieters Imagine Nepal an, dass die Expedition zum K2 wegen der ungewissen Lage infolge der Corona-Pandemie auf 2021 verschoben werde.
Auch der Expeditionsveranstalter Summit Climb blies die ursprünglich für diesen Sommer geplanten Expeditionen zum K2 sowie zu den Achttausendern Gasherbrum I und II ab. Summit-Climb-Expeditionsleiter Felix Berg zählte mir gegenüber einige Gründe auf: „Wer von wo reisen darf, Quarantäne bei Rückeinreise, einige Teilnehmer sind vom Kopf her nicht mehr darauf eingestellt, wir müssten Sherpas von Nepal nach Pakistan bekommen – das lässt sich mit sechs Wochen Vorlauf in Pakistan nicht realisieren.“ Egal bei wem man nachhört, immer wieder wird auf das Flugproblem und die Verunsicherung der Kunden hingewiesen – und natürlich auf die Infektionszahlen.
Aktuell keine Permits
„Die Entwicklung in Pakistan deutet darauf hin, dass es diesen Sommer keine Expeditionen geben wird“, schreibt mir Lukas Furtenbach, Chef des Veranstalters Furtenbach Adventures. „Es werden aktuell auch keine Permits mehr ausgegeben. In Pakistan wachsen die Infektionszahlen gerade sehr schnell.“ Nach Angaben der Johns Hopkins Universität in den USA, die eine weltweite Corona-Statistik führt, wurden in Pakistan bisher (Stand 14. Mai) mehr als 35.000 Infektionen mit dem Virus registriert, Tendenz steigend, fast 800 Menschen starben an Covid-19. Furtenbach hatte für diesen Sommer die Achttausender K2, Broad Peak, Gasherbrum I und Gasherbrum II im Angebot. „Wir werden Ende Mai entscheiden“, kündigt Lukas an. „Und wenn wir etwas machen können, dann zu einem späteren Termin.“
Hoffen auf den Herbst
Auch die pakistanischen Veranstalter stellen sich darauf ein, dass, wenn überhaupt, Expeditionen im Karakorum wohl erst im Herbst möglich sein werden. „Angesichts der wachsenden Zahl neuer Corona-Fälle haben wir alle Expeditionen und Trekkingangebote für den Sommer verschoben“, schreibt mir Mirza Ali, Chef des Anbieters Karakorum Expeditions. „Wir hoffen, dass sich die Lage bis zum Herbst so weit bessert, dass wir wieder einige touristische Angebote umsetzen können.“
Alle Bergsport-Anbieter in Pakistan säßen im selben Boot, sagt Mirza: „Da die Grenzen geschlossen sind, keine internationalen Flüge ankommen und keine Möglichkeit für Tourismus im Sommer besteht, leidet die Bergszene sehr. Der Tourismus ist die einzige Einnahmequelle.“ Damit sind die Menschen in den Bergregionen Pakistans in derselben Lage wie jene in Nepal.
Update 20 Uhr MESZ: Auch der deutsche Veranstalter Amical alpin und der Schweizer Anbieter Höhenbergsteigen haben nach eigenen Angaben ihre für diesen Sommer geplanten Expeditionen auf 2021 verschoben.