Einer von über 400: Everest-Besteiger Gerhard Osterbauer

Gerhard Osterbauer auf dem Gipfel des Mount Everest
Gerhard Osterbauer auf dem Gipfel des Mount Everest

„Vielleicht habe ich ja auch einen Rekord aufgestellt: 30 Jahre für die Seven Summits!“, sagt Gerhard Osterbauer und lacht. Der 53 Jahre alte Österreicher erreichte am vergangenen Freitag um 7.15 Uhr Ortszeit – mit Flaschensauerstoff – den höchsten Punkt des Mount Everest auf 8849 Metern – als einer von mehr als 400 Bergsteigerinnen und Bergsteigern, die in den letzten anderthalb Wochen über die nepalesische Südseite zum Gipfel aufstiegen.

„Unglaubliches Erlebnis“

Gerhard Osterbauer
Gerhard brauchte 30 Jahre für die Seven Summits

Seinen ersten der Seven Summits, der höchsten Berge aller Kontinente, hatte Gerhard bereits 1992 bestiegen: den Kilimandscharo (5895 Meter, Afrika). 2002 folgte der Aconcagua (6962 Meter, Südamerika), 2003 der Elbrus (5642 Meter, Europa), 2004 der Denali (6194 Meter, Nordamerika), 2005 der Mount Vinson (4897 Meter, Antarktis), 2009 die Carstensz-Pyramide (4884, Ozeanien) – und jetzt auch noch mit dem Everest der höchste Berg Asiens.

„Es war ein unglaubliches Erlebnis“, berichtet mir Osterbauer gut gelaunt, wenige Tage nach seinem Gipfelerfolg aus Namche Bazaar, dem Hauptort der Everest-Region. „Jetzt freue ich mich auf meine Familie.“ Auf Ehefrau Lydia, seine 14 Jahre alte Tochter sowie seine beiden Söhne, 28 und neun Jahre alt.

Spontane Entscheidung

Im Western Cwm, dem "Tal des Schweigens", links der Everest
Im Western Cwm, dem „Tal des Schweigens“, links der Everest

Endlich sei sein Traum in Erfüllung gegangen, sagt Gerhard. Eigentlich hatte Osterbauerden Everest bereits 2019 besteigen wollen, von der tibetischen Nordseite aus. Doch wenige Tage vor dem geplanten Aufbruch platzte sein Traum vorerst: Auf seiner letzten Trainingstour, auf den 2076 Meter hohen Schneeberg in Niederösterreich, rutschte Gerhard auf einer Eisplatte aus und riss sich eine Sehne in der Schulter. Osterbauer musste operiert werden. Dann kam 2020 die Corona-Pandemie, seitdem ist Tibet für ausländische Bergsteiger gesperrt. Zweimal infizierte sich Gerhard mit COVID-19.

Sein Entschluss, den Everest in diesem Jahr von der nepalesischen Südseite aus zu versuchen, fiel eher spontan. Eigentlich hatte er sich vorgenommen, in Nepal erst den Mera Peak (6476 Meter) und dann den Baruntse (7162 Meter) zu besteigen. Doch als sein österreichischer Landsmann, der Bergsteiger Hans Wenzl ihm erzählte, dass es in diesem Frühjahr am Everest voraussichtlich deutlich leerer werde als sonst, entschied er sich um: Osterbauer schloss sich einem kleinen Everest-Team des nepalesischen Expeditionsveranstalters Climbalaya an.

Gute Tipps von Ralf Dujmovits

Stau im Khumbu-Eisbruch
Stau im Khumbu-Eisbruch

Als er im Khumbu-Eisbruch einmal zwanzig Minuten im Bergsteiger-Stau stand, habe für ihn persönlich das ganze Unternehmen auf der Kippe gestanden. „Da möchte ich nicht mal drei Minuten stehen. Ich hätte fast aufgehört“, räumt Gerhard ein. Dann aber telefonierte er mit Ralf Dujmovits, dem einzigen Deutschen, der auf allen 14 Achttausendern stand.

Der heute 60-Jährige war vor über zwei Jahrzehnten zweimal der Expeditionsleiter Osterbauers gewesen: 1997 hatte der Österreicher die 8027 Meter hohe Shishapangma in Tibet, im Jahr 2000 den 8034 Meter hohen Gasherbrum II in Pakistan bestiegen – jeweils ohne Flaschensauerstoff. Der Kontakt zwischen beiden riss nie ab. „Ralf gab mir gute Tipps, zum Beispiel, dass ich möglichst früh aufbrechen solle, um solchen Staus aus dem Weg zu gehen.“

„Ehrlich möchte ich schon sein“

Gerhard mit Ngawang Rapke Sherpa (l.) am Gipfel
Gerhard mit Ngawang Rapke Sherpa (l.) am Gipfel

Gerhard fasste neuen Mut – und wurde am 13. Mai mit dem Gipfelerfolg belohnt. „ICH habe den Mt. Everest bestiegen!“, schrieb Gerhard nach der Rückkehr ins Basislager auf Instagram. „Klingt gut … ist aber nur die halbe Wahrheit. Die ganze Wahrheit ist, dass das für mich nur durch die enorme Hilfe der Sherpas möglich war. Das beginnt mit den Icefall Doctors und dem Rope Fixing Team, die die gesamte Route präparieren, und endet bei Ngawang (Rapke Sherpa), der für mich drei Sauerstoffflaschen bis zum Gipfel getragen hat. So ist das! Und so ehrlich möchte ich schon sein.“ Für den 31 Jahre alten Ngawang, der aus dem Dorf Thame im Khumbu-Gebiet stammt, war es laut Climbalaya-Chef Mingma Sherpa der vierte Everest-Erfolg.

An seinem Gipfeltag – so erzählt mir Gerhard – hätten sich die Staus auf die Schlüsselstellen beschränkt, den so genannten Balkon (rund 8400 Meter), den Südgipfel (8749 Meter) und den Hillary-Step (8790 Meter): „Da habe ich mich mal kurz gefragt: Warum geht es jetzt nicht weiter?“ Am Hillary-Step habe er etwa 15 Minuten warten müssen. Ngawang habe ihm berichtet, dass man dort in anderen Jahren auch schon eine ganze Stunde gestanden habe. „Eine Viertelstunde fand ich nicht schlimm“, sagt Osterbauer. „Das kannst du am Großglockner auch erleben.“   

2 Antworten auf „Einer von über 400: Everest-Besteiger Gerhard Osterbauer“

    1. Lieber Felix! Herzlichen Dank für deine Glückwünsche. Gerade habe ich von David Göttler gelesen …. ich bin ihm einmal zwischen L2 und L3 begegnet und freue mich sehr für ihn. Seins Leistung ist wirklich aussergewöhnlich!

Kommentare sind geschlossen.

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