Schöner Erfolg für Jost Kobusch. Nach Angaben seines Teams erreichte der 30 Jahre alte deutsche Bergsteiger am Sonntagmittag Ortszeit den Gipfel des Denali – nach einer Solo-Besteigung über das Messner-Couloir. Diese Route im Winter zu durchsteigen, und dann auch noch im Alleingang, war zuvor noch niemandem gelungen.
Mit 6190 Metern ist der Denali, der früher Mount McKinley genannt wurde, der höchste Berg Nordamerikas und damit einer der Seven Summits. Wegen seiner Lage in Alaska, hoch im Norden, gilt er als einer der kältesten Berge der Welt.
35 Stunden nach seinem Aufbruch im Hochlager auf 4330 Metern sei Jost von seinem Gipfelvorstoß dorthin zurückgekehrt, ließ sein Team wissen: „Jost hat berichtet, dass es ihm gut geht, abgesehen von leichten Erfrierungen an seinen Zehen.“ Zwischenzeitlich hatte es Irritationen gegeben, weil Kobuschs GPS-Tracker angezeigt hatte, dass er unterhalb des höchsten Punkts umgekehrt war. Zur Begründung hieß es nun, Jost sei wegen des widrigen Wetters nur sehr kurz am höchsten Punkt geblieben sei. Vom Gipfel habe er jedoch eine Nachricht geschickt, deren Koordinaten zeigten, dass er ganz oben gewesen sei.
Trump verhinderte Kobuschs ersten Versuch
In den vergangenen Jahren hatte Jost Kobusch mit seinen Winterversuchen am Mount Everest Schlagzeilen gemacht. Sein Ziel ist, den höchsten Berg der Erde im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff zu besteigen, über die selten begangene Route via Westgrat und Hornbein-Couloir zum Gipfel auf 8849 Metern. Im ersten Anlauf war er im Winter 2019/2020 bis zur Westschulter auf gut 7300 Metern gelangt, im Winter 2021/2022 war wegen des starken Winds auf knapp 6500 Metern Endstation.
Bereits 2019 hatte sich Jost vorgenommen, den Denali im Winter zu besteigen. Der vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump verhängte Shutdown – die Bundesverwaltung wurde wegen der ausstehenden Finanzierung des Regierungshaushalts vorübergehend stillgelegt – hatte ihm damals einen Strich durch die Rechnung gemacht: Auch in der Denali-Nationalparkverwaltung wurde nicht gearbeitet, eine Besteigung war deshalb nicht zugelassen.
1967 erste Winterbesteigung des Denali
Die Route, die Kobusch bei seinem Aufstieg zum Gipfel nutzte, ist nach Reinhold Messner benannt. Die lebende Bergsteiger-Legende aus Südtirol war 1976, gemeinsam mit dem Österreicher Oswald Oelz, durch die bis zu 45 Grad steile Schneerinne aufgestiegen.
Die erste Winterbesteigung des Denali gelang 1967 den US-Amerikanern Art Davidson, Dave Johnston und Ray Genet – über den West Buttress (Westpfeiler), die Normalroute zum Gipfel. Im Februar 1984 gelangte der japanische Abenteurer Naomi Uemura im Alleingang zum Gipfel, beim Abstieg verschwand er. Uemuras Leiche wurde bis heute nicht gefunden. Der erste Bergsteiger, der im Winter solo den Denali bestieg und auch den Abstieg überlebte, war 1988 der Vern Tejas. Der US-Bergführer stieg ebenfalls über den West Buttress auf.
