Everest-Saison mit Fragezeichen

Icefall Doctor
Einer der „Icefall Doctors“ oberhalb des Eisbruchs

Der Startschuss für die Frühjahrs-Klettersaison am Mount Everest ist gefallen: Ein insgesamt neunköpfiges Team der so genannten „Icefall Doctors“ machten sich in dieser Woche in Namche Bazaar, dem Hauptort des Everest-Gebiets, auf den Weg zum Basislager auf der nepalesischen Südseite des höchsten Bergs der Erde. Sechs darauf spezialisierte Sherpas werden die Route durch den gefährlichen Khumbu-Eisfall vorbereiten, über die dann von April an die Teilnehmer der kommerziellen Expeditionen aufsteigen sollen.

Reisebeschränkungen halten viele Bergsteiger zurück

Sauerstoffflaschen für den Everest
Seven Summit Treks – Sauerstoffflaschen für den Everest

Wie viele ausländische Bergsteiger nach Nepal reisen werden, um sich am Mount Everest zu versuchen, ist noch nicht genau absehbar. Der Österreicher Lukas Furtenbach, der zu den wenigen westlichen Expeditionsanbietern gehört, die den Everest in diesem Frühjahr im Angebot haben, rechnet mit 150 bis 200 ausländischen Bergsteigern. Lukas verweist mir gegenüber darauf, dass es in vielen Ländern wie Großbritannien, Australien oder Neuseeland Reisebeschränkungen gebe, die eine Teilnahme an einer Everest-Expedition unmöglich machten. Die größte Gruppe wird wohl auch diesmal der nepalesische Marktführer Seven Summit Treks zum Everest schicken.  

Einige ausländische Anbieter wie Mountain Madness und Alpenglow Expeditions aus den USA oder Adventure Consultants aus Neuseeland haben ihre ursprünglich für dieses Frühjahr geplanten Everest-Expeditionen abgesagt – mit Verweis auf die Corona-Pandemie: Was passiert, wenn ein Kunde COVID-19 nach Nepal einschleppt? Was, wenn sich ein Bergsteiger während der Expedition infiziert? „Sollte sich eine Person auf einer Reise mit dem Virus anstecken, würde dieser Patient eines der bereits überlasteten Betten auf einer Intensivstation in Kathmandu belegen, das sonst für einen nepalesischen Staatsbürger genutzt würde“, schrieb Adventure-Consultants-Chef Guy Cotter, als er im Februar die Absage seiner Everest-Expedition begründete.

Weiter verpflichtende Hotel-Quarantäne

Sonnenaufgang am Mount Everest

Expeditionsteams, die 2020 ein Everest-Permit für die schließlich wegen der Pandemie komplett abgesagte Frühjahrssaison erworben hatten, können die Genehmigung ohne Preisaufschlag in diesem Frühjahr nutzen. Darauf verwies ein Vertreter des nepalesischen Tourismusministeriums gegenüber der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua. Allerdings müssten Einreisende nach wie vor einen negativ ausgefallenen Corona-Test dabeihaben, der nicht älter als 72 Stunden sein dürfe. Außerdem bestehe für ausländische Touristen auch weiterhin die Pflicht, sich in eine einwöchige Quarantäne im Hotel in Kathmandu zu begeben.

Nach dem Höchststand im Oktober (rund 4500 registrierte neue Infektionen am Tag) ist die Zahl der neuen COVID-19-Fälle in Nepal auf aktuell rund 100 täglich gesunken. Insgesamt wurden nach Angaben der Johns Hopkins Universität in dem Himalayastaat bisher fast 275.000 Infektionen gezählt, mehr als 2700 Menschen starben an dem Virus. Die Dunkelziffer dürfte allerdings deutlich höher liegen.

Tibetische Nordseite bleibt wohl für Ausländer geschlossen

Auch wenn die chinesischen Behörden es noch nicht offiziell verkündet haben, werden sie aller Voraussicht nach auch in diesem Frühjahr wegen der Pandemie keine ausländischen Expeditionen auf der tibetischen Seite des Mount Everest zulassen. Vor einem Jahr hatten sie lediglich chinesischen Bergsteigern erlaubt, den Everest zu besteigen. Die rund 50 Gipfelerfolge im Mai 2020 blieben die einzigen im vergangenen Jahr am höchsten Berg der Erde.

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