„Wir haben die Cho-Oyu-Expedition abgebrochen, weil sich das Wetter für lange Zeit nicht bessern soll“, schreibt mir heute Mingma Dorchi Sherpa, Gründer des nepalesischen Expeditionsveranstalters Pioneer Adventure. Sein Team sei bereits zurück in Kathmandu. Am gestrigen Donnerstag war ein Gipfelversuch in Lager 3 auf 7200 Metern abgebrochen worden. „Bei dieser Kälte und diesem Wind fühlen wir uns, als wären wir auf einer Winterexpedition“, hatte Gelje Sherpa auf Instagram die Lage auf der nepalesischen Südseite des Achttausenders Cho Oyu beschrieben. Der Wind sei „irrsinnig“ gewesen“, so der 29 Jahre alte Nepalese. „Wir hatten Böen von 70 km/h und wussten sofort, dass dies kein sicheres Gebiet war.“
Tibetische Seite gesperrt
Gelje Sherpa, der sich selbst als „Mountain Tiger“ nennt, hatte gehofft, mit einem Gipfelerfolg am 8188 Meter hohen Cho Oyu seine Sammlung der 14 Achttausender zu komplettieren. Er leitete das Team des Veranstalters Seven Summit Treks, das sich mit jenem von Pioneer Adventure zusammengeschlossen hatte. Das gemeinsame Ziel: eine neue Route auf den sechsthöchsten Berg der Erde, die auch für kommerzielle Teams tauglich ist. Die sonst übliche Normalroute über die tibetische Nordwestseite des Cho Oyu ist seit Beginn der Corona-Pandemie für ausländische Bergsteiger gesperrt. Über die Route der Erstbesteiger von 1954 – Herbert Tichy und Sepp Jöchler aus Österreich und Pasang Dawa Lama aus Nepal – wurde der Berg bereits mehr als 3000-mal bestiegen, über die technisch anspruchsvollere nepalesische Südseite nur rund 50-mal.
Im vergangenen Winter waren bereits zwei Versuche gescheitert, eine neue Route für kommerzielle Teams zu eröffnen. Eine Gruppe um Gelje Sherpa war vom Dorf Gokyo aus kommend, über den Südostgrat bis auf rund 7900 Meter vorgedrungen. Ein von Mingma Dorchi geleitetes Team war auf der dem Dorf Thame zugewandten Seite bis auf rund 7700 Metern aufgestiegen. Diese Route wurde auch jetzt in der Herbstsaison versucht.