Extreme Eisschmelze auf dem Mount Everest

Eisprobe oberhalb des Everest-Südsattels (roter Pfeil; gelber Pfeil zeigt Stelle am „Balkon“, wo eine Wetterstation installiert wurde)

Auch dem Eis hoch oben auf dem Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde, geht es an den Kragen. Wenn sich der Klimawandel unvermindert fortsetzt, könnten Bergsteiger im Jahr 2050 einen komplett eisfreien Everest-Südsattel auf rund 8000 Metern vorfinden. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Maine in den USA.

Während der Südsattel-Gletscher früher unter einer Schneedecke gelegen habe, sei das Eis jetzt der Sonnenstrahlung häufig schutzlos ausgesetzt, was zu einem „extrem schnellen Massenverlust“ führen könne“, schreiben die Wissenschaftler: „Bei einer geschätzten Ausdünnungsrate von annähernd 2000 Millimeter (zwei Meter) pro Jahr könnten selbst Gletscher über 8000 Metern, wie der am Südsattel, bis Mitte des Jahrhunderts verschwinden.“

Rasanter Prozess

Südseite des Mount Everest
Nepalesische Südseite des Mount Everest

In der Studie war unter anderem ein zehn Meter langer Bohrkern analysiert worden, der 2019 bei einer Everest-Wissenschaftsexpedition entnommen worden war: aus dem Eis auf 8020 Meter Höhe, oberhalb des Südsattels. Aktuell gebe es dort noch eine Eisauflage von 30 bis 50 Metern. Der Gletscher sei innerhalb eines Vierteljahrhunderts um 55 Meter dünner geworden, teilten die Wissenschaftler mit. Seit den späten 1990er Jahren vollziehe sich dieser Prozess „mehr als 80-mal schneller als in den rund 2000 Jahren, die es dauerte, um das Eis zu bilden, das jetzt an der Oberfläche des Südsattel-Gletschers zu sehen ist“, heißt es in dem Bericht.

Schuld ist der menschengemachte Klimawandel

Die Gletscher schmelzen

Verantwortlich dafür seien höhere Temperaturen, abnehmende Luftfeuchtigkeit und immer stärkere Winde in Folge des Klimawandels. Ziel der Everest-Wissenschaftsexpedition vor drei Jahren sei es gewesen zu untersuchen, ob die höchsten Gletscher der Erde durch den vom Menschen verursachten Klimawandel beeinträchtigt würden, sagte der Glaziologe Paul Mayewski, Direktor am Institut für Klimawandel an der Universität Maine: „Die Antwort ist ein klares Ja, und zwar in erheblichem Maße seit Ende der 1990er Jahre.“ Die Gletscherschmelze im Himalaya und anderen Gebirgen der Welt gefährde die Wasserversorgung von mehr als 1,6 Milliarden Menschen.

Gefahren am Everest nehmen zu

Gefährlicher Khumbu-Eisbruch

Auch für die Bergsteiger am Everest werde die Entwicklung folgen haben, sagen die Wissenschaftler voraus: „Die Schnee- und Eisdecke in den Hochlagen wird immer dünner wird und der Fels freigelegt. Die warme, ‚dickere‘ Luft erhöht die Sauerstoffverfügbarkeit. Die Bewegung der Eisblöcke im Khumbu-Eisbruch und die Lawinen werden noch dynamischer. Und die Gletscherschmelze destabilisiert das Khumbu-Basislager, das während der Aufstiegssaison rund 1000 Bergsteiger und Expeditionsmitarbeiter beherbergt.“ Einige dieser Prognosen decken sich mit den Erfahrungen, die Expeditionen in den vergangenen Jahren auf der Normalroute auf der Südseite des Everest gemacht haben: mehr Blankeis, mehr Felsabschnitte ganz ohne Schnee- oder Eisauflage, mehr Steinschlag, häufiger kollabierende Seracs im Khumbu-Eisbruch. Es ist eher fünf nach als fünf vor zwölf.

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