Seinen Humor hat Jost Kobusch noch nicht verloren. „Und ich warte immer noch auf besseres Wetter…“, schrieb der 29 Jahre alte deutsche Bergsteiger auf den sozialen Netzwerken und postete dazu ein verfremdetes Porträt, das ihn als alten Mann mit grauem Bart zeigt. Seit anderthalb Wochen schlägt Jost im Dorf Lobuche, das auf rund 5000 Metern im Everest-Tal liegt, die Zeit tot. Schneefall und Stürme in Orkanböen machen Bergsteigen in der Region rund um den höchsten Berg der Erde derzeit unmöglich.
Zelt ruiniert
Bei Kobuschs letztem Aufstieg zum Lho La, einem rund 6000 Meter hohen Pass zwischen Nepal und Tibet, hatte der Sturm sein Zelt ruiniert. „Ich habe es krachen gehört, Stangen sind gebrochen und haben ein Loch in die Zeltaußenwand gerissen. Das ganze Ding ist komplett kollabiert“, schrieb Jost hinterher. „Es war einfach so windig, dass ich froh sein kann, nicht samt Zelt wie auf einem fliegenden Teppich zurück ins Everest Base Camp geflogen zu sein.“
Der junge deutsche Bergsteiger hat sich vorgenommen, im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff über die selten begangene Westgrat-Route auf den Mount Everest zu steigen. Bei seinem ersten Winterversuch vor zwei Jahren war Jost bis zur Westschulter auf rund 7400 Metern gelangt. Diesmal hat er sich das Ziel gesetzt, die 8000-Meter-Marke zu knacken. Doch daran ist augenblicklich nicht zu denken. Nach wie vor bläst der Wind heftig, am Freitag wird außerdem starker Schneefall erwartet.
„Hart arbeiten“
Auch am Achttausender Manaslu im Westen Nepals sieht es nicht anders aus. „Wir starten in den Februar mit erheblichem Schneefall, aber mit hoher Motivation und der Beobachtung, dass der Wind in höheren Lagen stärker weht und es in niedrigeren Lagen mehr schneit“ twitterte der Spanier Alex Txikon gestern. „Dementsprechend lautet unsere Strategie: Hart arbeiten!“
Der Italiener Simone Moro, einer der Teampartner Txikons, hält sich mit Bergläufen im Touristenort Kalinchowk auf 3840 Meter fit, rund 150 Kilometer nordöstlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Der 54-Jährige will zum Manaslu zurückkehren, sobald sich dort ruhigeres Winterwetter abzeichnet.
Die beiden nepalesischen Teams um Gelje Sherpa sowie Mingma Dorchi Sherpa, die unabhängig voneinander eine für kommerzielle Expeditionen taugliche Route auf der nepalesischen Seite des Cho Oyu eröffnen wollen, sind noch nicht in die Flanke des Bergs eingestiegen.
Lager 1 am K2 erreicht
An den Achttausendern Pakistans zeigt der Winter ebenfalls seine Zähne. Nachdem der deutsche Bergsteiger David Göttler und der Italiener Hervé Barmasse wegen der schlechten Wetterprognosen ihre Zelte am Nanga Parbat abgebrochen haben, ist nur noch das kommerzielle nepalesische Team am K2 übrig geblieben, mit seiner einzigen Kundin Grace Tseng aus Taiwan. Die von Nima Gyalzen Sherpa angeführte Mannschaft stieg nach eigenen Angaben bis Lager 1 auf rund 6000 Metern auf. Auch am zweithöchsten Berg der Erde werden für die kommenden Tage immer wieder Schneefall und ab dem Wochenende auch wieder stärkere Winde erwartet.