Kami Rita Sherpa: Everest-Rekordhalter mit Demut vor dem Berg

Kami Rita Sherpa im Anstieg zum Everest

„Ich kann noch ein paar Jahre lang klettern“, sagte Kami Rita Sherpa vor einiger Zeit in einem BBC-Interview. „Ich bin gesund. Ich kann weitermachen, bis ich 60 Jahre alt bin. Mit Flaschensauerstoff ist es kein großes Ding. Wir wurden schließlich im Himalaya geboren.“ Der 49-Jährige erreichte heute um 7.50 Uhr Ortszeit den Gipfel des Mount Everest auf 8850 Metern – zum bereits 23. Mal. Damit baute er seinen Rekord weiter aus. „Ich war immer 100 Prozent auf meinen Job fokussiert, ich dachte niemals an Rekorde“, sagte Kami Rita der BBC. „Ich wusste gar nicht, dass man einen Rekord aufstellen könnte. Hätte ich es gewusst, hätte ich schon früher Gipfelerfolge gesammelt.“

Vom Vater inspiriert

Kami Rita in Kathmandu

Kami Rita Sherpa stammt aus dem Dorf Thame im Khumbu, nahe dem Everest. Seine Familie lebt in zweiter Generation vom Bergsteiger-Tourismus. Kamis Vater heuerte bereits in den 1950er Jahren bei Expeditionen an. Seine Karriere endete, als er sich bei einem Anstieg schwere Erfrierungen zuzog. „Mein Vater ist für mich immer meine Inspiration gewesen“, sagte Kami Rita einmal der Zeitung „Kathmandu Post“. „Er ist derjenige, der mich vorwärts treibt und mich ermutigt, große Dinge zu tun. Weil er niemals den Everest bestieg, wollte ich es für ihn tun.“ Das hat auch Kamis älterer Bruder, Lakpa Rita Sherpa, erledigt, und das gleich 17-mal. Lakpa schrieb zudem Geschichte, als er 2009 mit einem Gipfelerfolg am Kilimandscharo als erster Nepali die Sammlung der Seven Summits komplettierte, der höchsten Berge aller Kontinente.

Mehr und bessere Informationen

Als Kami Rita 1994 erstmals auf dem Dach der Welt stand, war er einer von 49 Bergsteigern, die in jener Frühjahrssaison den Gipfel des Everest erreichten. Im Frühjahr 2018 waren es 802 Besteiger. „Heute gibt es für uns Sherpas mehr Wettbewerb, mehr Druck“, sagt der Rekordhalter. „Die Sherpas legen die Fixseile, und die Ausländer geben Interviews. Sie sagen, dass der Everest leichter geworden ist, oder sie reden über ihren eigenen Mut, vergessen aber, den Anteil der Sherpas daran zu erwähnen. So leicht, wie sie tun, ist es nicht. Wir sind es, die leiden.“

Beten um den Segen der Göttin

Auf dem Gipfel des Everest (2018)

Kami Rita hat sich die Demut vor dem Mount Everest bewahrt. Für die Sherpas ist der Chomolungma, wie sie ihn nennen, ein heiliger Berg, auf dem eine Göttin wohnt. „Monate vor meinem Anstieg beginne ich zu beten und sie um Vergebung zu bitten, weil ich meine Füße auf ihren Körper setzen muss. Unmittelbar vor dem Gipfel rennen die meisten los, um Fotos zu machen. Ich aber senke erneut meinen Kopf und bitte sie um Vergebung“, sagt Kami Rita Sherpa. „Egal wie stark du bist, egal wie gut du dich vorbereitest hast, am Ende brauchst du Gottes Segen, um den Gipfel zu erreichen.“ Diesen Segen hatte er nun bereits zum 23. Mal.

P.S.: Weitere Gipfelerfolge werden heute nicht nur vom Everest, sondern auch vom Makalu und vom Kangchendzönga gemeldet.  Am dritthöchsten Berg der Erde erreichte unter anderen auch die Schweizerin Sophie Lavaud den höchsten Punkt auf 8586 Metern – und das an ihrem 51. Geburtstag. Vor ihrem Erfolg am Kangchendzönga hatte Lavaud am 23. April bereits die Annapurna bestiegen.  

Update 21. Mai: Heute bestieg Kami Rita Sherpa zum zweiten Mal innerhalb einer Woche den Everest – sein 24. Erfolg.

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