Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ist am Achttausender Manaslu im Westen Nepals eine große Lawine abgegangen. Sie traf heute das Basislager auf rund 4800 Metern. Die Videos, die auf den sozialen Netzwerken kursieren (s.u.) , zeigen eine riesige Schneewolke, die über Teile des Lagers fegt. Mehr als 30 Zelte von sechs Veranstaltern seien zerstört worden, schreibt Tashi Lakpa Sherpa vom größten nepalesischen Anbieter Seven Summit Treks auf Instagram. Sein Team sei wohlauf. Auch andere Veranstalter wie Imagine Nepal beeilten sich, zu versichern, dass weder Kunden noch Mitarbeitende verletzt worden seien.
Seven Summit Treks berichtete zudem von zwei Lawinen, die höher gelegene Lager getroffen hätten. Nach Angaben, die mich aus dem Basislager erreichten, kam dabei mindestens ein Sherpa ums Leben. Über Nacht sei am Berg mindestens ein halber Meter Neuschnee gefallen, hieß es. Drücken wir die Daumen, dass uns nicht noch mehr Hiobsbotschaften erreichen!
Einige brachen ihre Expeditionen ab, andere blieben
Am vergangenen Montag waren bei einer Lawine unterhalb von Lager 4 auf rund 7400 Metern der nepalesische Bergführer Anup Rai ums Leben gekommen und rund ein Dutzend weitere Nepalesen verletzt worden, mehrere davon schwer. Am selben Tag hatte die amerikanische Skibergsteigerin Hilaree Nelson beim Versuch einer Skiabfahrt vom Gipfel eine kleine Lawine ausgelöst und war in den Tod gestürzt.
Einige Veranstalter hatten ihre Expeditionen in den vergangenen Tagen wegen der unsicheren Verhältnisse am Berg beendet, andere waren geblieben. Das nepalesische Tourismusministerium hatte für diesen Herbst 404 Manaslu-Permits an ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger vergeben. Zeitweise hatten sich rund 1000 Menschen im Basislager aufgehalten.
Starker Wind, schlechte Sicht am Mount Everest
Am Mount Everest versucht sich derweil nur ein einziges Expeditionsteam – jenes des polnischen Skibergsteigers Andrzej Bargiel, der den höchsten Berg der Erde ohne Flaschensauerstoff besteigen und anschließend mit Skiern ins Basislager abfahren will. Der 34-Jährige und sein Begleiter Janusz Golab brachen ihren Gipfelversuch ab und kehrten ins Basislager zurück. „Wir verbrachten drei Nächte im Lager 2 (auf 6400 Metern) und warteten auf eine Wetterbesserung. Leider haben uns starker Wind und Wolken einen weiteren Versuch verwehrt“, lässt Andrzej über die sozialen Netzwerke wissen. „Wir werden bald entscheiden, was wir als nächstes tun.“
Am Südsattel auf knapp 8000 Metern waren Bargiel und Golab von so heftigen Windböen empfangen worden, dass sie nicht mal ihr Zelt hatten aufbauen können und deshalb wieder nach Lager 2 abgestiegen waren.
Update 4. Oktober: Andrzej Bargiel hat gestern seine Expedition abgebrochen. Der 34 Jahre alte Pole verwies auf die schlechten Wetterprognosen für die nächsten Tage und Wochen: „Starke Schneefälle und heftiger Wind werden es unmöglich machen, unser Ziel zu erreichen. Aufgrund des hohen Risikos und der schwierigen, unvorhersehbaren Bedingungen im Himalaya in diesem Jahr hielt ich dies für die einzig richtige Entscheidung.“