Marc Batard vor Everest-Comeback mit 70: „Sehr gut in Form“

Marc Batard

Der „Sprinter“, wie er einst genannt wurde, kehrt zum Mount Everest zurück. Marc Batard will im Frühjahr 2022 den höchsten Berg der Erde ohne Flaschensauerstoff besteigen – mit dann 70 Jahren. Sollte es ihm gelingen, wäre der Franzose aller Voraussicht nach der mit Abstand älteste Bergsteiger ohne Atemmaske auf dem Dach der Welt. Bisher hält diesen Everest-Rekord der Italiener Abele Blanc, der 2010 im Alter von 55 Jahren und 264 Tagen den höchsten Punkt der Erde erreichte. Batard hatte sich jahrelang komplett aus dem Höhenbergsteigen zurückgezogen und sich der Malerei gewidmet.

Vier 8000er in weniger als zehn Monaten

Marc auf dem Gipfel des Everest
Marc 1988 auf dem Gipfel des Everest

Vor allem Ende der 1980er-Jahre hatte Marc für Schlagzeilen gesorgt. Er war der erste Mensch, der den Everest in weniger als 24 Stunden bestieg – und das ohne Flaschensauerstoff. Im Herbst 1988 benötigte Marc für die Strecke vom Basislager auf der nepalesischen Südseite des Bergs bis zum höchsten Punkt auf 8850 Metern nur 22,5 Stunden, was ihm einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekord eintrug. Damals war er auf dem Zenit seiner Leistungsfähigkeit: Innerhalb von knapp zehn Monaten bestieg er vier Achttausender, allesamt ohne Flaschensauerstoff.

Zunächst gelang Batard im Dezember 1987 eine Winterbesteigung des Dhaulagiri. Im April 1988 legte er die erste Überschreitung des Makalu nach: Marc stieg im Alleingang über den Westpfeiler zum Gipfel und dann über die Normalroute, den Nordwestgrat, hinunter ins Basislager. Für den Aufstieg benötigte er nur 18 Stunden. Zur Vorbereitung auf den Everest bestieg Batard Anfang September 1988 in nur 19 Stunden den Cho Oyu. Nach seinem Rekordcoup am Mount Everest wog der 1,67 Meter große Franzose nur noch 46 Kilogramm. Seinen ersten Achttausender hatte Marc bereits 1975 bestiegen, den Gasherbrum II in Pakistan, erstmals über den Südgrat. Mit 23 Jahren war Batard damals der jüngste Bergsteiger, der jemals einen Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen hatte.

Zwei erfahrene Begleiter

Mit US-Bergsteiger David Callaway im Everest-Basislager (1990)

Wie es sich ohne Atemmaske auf dem Everest anfühlt, weiß kaum einer so gut wie Batard. Achtmal war der Franzose schon am Mount Everest: sechsmal auf der nepalesischen Südseite, zweimal auf der tibetischen Nordseite. Stets verzichtete er auf Flaschensauerstoff. Nach 1988 gelang ihm 1990 ein zweiter Everest-Gipfelerfolg.

Im Frühjahr 2022 will Marc über die Nordseite aufsteigen – um Staus auf dem Gipfelgrat aus dem Weg zu gehen, wie der 68-Jährige sagt. Für sein Projekt hat Batard zwei äußerst erfahrene Bergführer mit ins Boot geholt: den 43 Jahre alten Pasang Nuru Sherpa, der bereits achtmal den Everest bestiegen hat, und den 44 Jahre alten Muhammad Ali Sadpara, den aktuell erfolgreichsten Höhenbergsteiger Pakistans.  

Marc, du hast dich bereits achtmal am Everest ohne Atemmaske versucht, zweimal hast du den Gipfel erreicht. Warum willst du dir das mit 70 Jahren noch einmal antun?

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Weil ich sehr gut in Form bin und die Medienberichterstattung über diesen Aufstieg nutzen möchte, um finanzielle Mittel herbeizuschaffen, mit denen die erste Schule für Bergführer in sehr großen Höhen gegründet werden kann. Diese Schule (Himalayan International Mountaineering School – HIMS – in Nepal) soll von den fünfzehn Staaten realisiert werden, in denen Gipfel liegen, die höher als 6000 Meter sind. Das wichtigste Ziel des Projekts ist, die zu häufigen Bergunfälle von Profis und Amateuren zu reduzieren.

Du warst bereits in den 1980er Jahren am Everest, hast die „goldenen Zeiten“ erlebt, als am höchsten Berg der Erde noch neue Routen erschlossen wurden. 2009 und 2010 hast du auch das kommerzielle Bergsteigen am Everest kennengelernt. Wie hat sich aus deiner Sicht der Abenteuer-Faktor am Everest verändert?

Mit Pasang Nuru (r.) beim Winterbergsteigen

Die Kommerzialisierung des Everest und anderer Gipfel ist meiner Meinung nach sehr negativ sowohl für die Berge als auch für die armen Menschen, die in diesen Ländern leben. Sie sind noch ärmer, weil der Tourismus schlecht gemanagt wird. Dies ist ein großes Thema, das mir sehr am Herzen liegt.

Du hast im vergangenen Winter zweimal innerhalb von vier Tagen den 6962 Meter hohen Aconcagua bestiegen, den höchsten Berg Südamerikas. Wie hat sich das für dich angefühlt, wieder Höhenluft zu schnuppern?

Es hat mich sehr gefreut festzustellen, dass mein Körper in sehr großer Höhe immer noch sehr gut funktioniert und dass ich deshalb relativ leicht und schnell auf 8000 Meter steigen kann.

Du warst früher für deine Schnelligkeit an den höchsten Bergen der Welt bekannt. Kannst du es, gut 30 Jahre später, auch langsamer angehen lassen oder treibt es dich immer noch schnell die Berge hinauf?

Ich möchte mir schon Zeit nehmen, auf der anderen Seite aber so schnell wie möglich unterwegs sein, der Sicherheit wegen.

Auch dir wird es nicht anders ergehen: Das Alter fordert seinen körperlichen Tribut. Wie bereitest du dich auf die extremen Belastungen eines Aufstiegs ohne Flaschensauerstoff vor?

Marc (l.), Pasang Nuru Sherpa und Muhammad Ali Sadpara (r.)

Seit ich die Idee hatte, zu meinem 70. Geburtstag auf den Everest zurückzukehren, habe ich das körperliche Training wieder aufgenommen, mein Gewicht reduziert und Winterbesteigungen in den Alpen, am Kilimandscharo und am Aconcagua gemacht. Und jetzt die Annapurna. Das alles zusammen mit meinen beiden Seilgefährten anzugehen, führt dazu, dass ich mental sehr gut drauf bin.

Mit Pasang Nuru Sherpa und Muhammad Ali Sadpara hast du zwei sehr erfahrene Bergführer aus Nepal und Pakistan an deiner Seite. Warum hast du diese beiden Begleiter ausgewählt?

Ich wählte Pasang und Muhammad aufgrund ihrer physischen, moralischen und menschlichen Fähigkeiten.

Um dich auf den Everest im Jahr 2022 vorzubereiten, willst du im kommenden Herbst die Annapurna und im Frühjahr 2021 den Makalu besteigen, jeweils ohne Flaschensauerstoff. Gehst du davon aus, dass du wegen der Corona-Krise möglicherweise deine Pläne noch mal ändern musst?

Ja, natürlich, trotzdem bin ich immer noch sehr optimistisch, dass es im Mai 2022 gutgehen wird.

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