Saisonbilanz der kommerziellen Expeditionen: Business as usual im Karakorum

K2 (im Jahr 2002)
Der K2, der zweithöchste Berg der Erde (im Jahr 2004)

Die kommerzielle Bergsteiger-Saison im Karakorum in Pakistan ist vorbei. Längst rühren die Expeditionsveranstalter die Werbetrommel für ihre Angebote im kommenden Herbst in Nepal und Tibet. Vor allem am Achttausender Manaslu im Westen Nepals dürfte es, wie in den Vorjahren, sehr voll werden.

In diesem Bergsommer in Pakistan tummelten sich die meisten kommerziellen Teams einmal mehr am 8611 Meter hohen K2. Der „König der Achttausender“ galt lange als zu gefährlich und anspruchsvoll für kommerzielle Expeditionen und war deshalb den besten Bergsteigern der Welt vorbehalten. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Der zweithöchste Berg der Erde teilt im Sommer dasselbe Schicksal, das seit vielen Jahren dem höchste aller Berge, dem Mount Everest, im Frühjahr widerfährt: Volles Basislager, Fixseile bis zum Gipfel, Müll auf der Normalroute, Staus an den Schlüsselstellen.   

Halb so viele K2-Gipfelerfolge wie 2023  

Die pakistanischen Behörden stellten für diesen Sommer rund 175 Besteigungsgenehmigungen für den K2 aus. Das unbeständige Wetter ließ nur Ende Juli einige wenige Gipfeltage zu. Der US-amerikanische Bergblogger Alan Arnette, der wie kein Zweiter den Überblick über die kommerziellen Expeditionen behält, zählte am K2 rund 65 Gipfelerfolge. Im vergangenen Jahr waren es etwa doppelt so viele gewesen.

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Auch an den anderen Achttausendern Pakistans fiel die Erfolgsbilanz der kommerziellen Teams wetterbedingt niedriger aus als 2023. Am Gasherbrum II erreichten knapp 40 Personen den Gipfel, am Broad Peak rund 20 Personen, am Nanga Parbat etwa ein Dutzend und am Gasherbrum I weniger als zehn.

Mit dem Paraglider vom Gipfel des K2

Am K2 sorgten drei Franzosen und eine Französin für Aufsehen. Sie stiegen ohne Flaschensauerstoff auf und flogen am 28. Juli mit Paraglidern zurück ins Tal. Erster des Quartetts am Gipfel war Benjamin Vedrines, der über die Normalroute in nur elf Stunden (!) bis zum höchsten Punkt stieg und dann abhob. Wenig später folgte Jean Yves Fredriksen, genannt „Blutch“, der allein über die Cesen-Route bis zur K2-Schulter gestiegen und erst dann auf die Normalroute eingebogen war. Auch er segelte mit einem Paraglider talwärts. Schließlich gelang Liv Sansoz und Bertrand, genannt „Zeb“ Roche der erste Tandemflug vom Gipfel des K2. Mit seiner Frau Claire hatte Roche bis 2002 Tandemflüge von allen Seven Summits gemacht, den höchsten Gipfeln der Kontinente, inklusive Everest.

Möglicherweise drohen Vedrines, Fredriksen, Sansoz und Roche im Nachhinein noch Scherereien, da die pakistanischen Behörden Anfang Juli nach einem tödlichen Paraglider-Unfall nahe dem Dorf Askole weitere Gleitschirmflüge für die Saison untersagt hatten.

Tod Murad Sadparas am Broad Peak

Butterlampen
R.I.P.

Während die beiden japanischen Topbergsteiger  Kazuya Hiraide und Kenro Nakajima – wie berichtet  – ihren Versuch, in der extrem steilen K2-Westwand im Alpinstil eine neue Route zu eröffnen, mit dem Leben bezahlten, gab es diesmal auf der Normalroute über den Südostgrat keinen Todesfall. Im vergangenen Jahr hatte der Tod des pakistanischen Hochträgers Muhammad Hassan weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Dutzende von Bergsteigerinnen und Bergsteigern waren an dem Sterbenden vorbeigestiegen.

Ein fünfköpfiges pakistanisches Team barg in diesem Sommer Hassans Leiche aus dem Bereich des sogenannten „Flaschenhalses“ auf über 8000 Metern und brachte sie ins Tal. Ein Teammitglied, Murad Sadpara, starb einige Tage später am benachbarten Broad Peak. Beim Abstieg wurde der 35-Jährige von einem Stein am Kopf getroffen.

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