Gasherbrum IV: Verletzte russische Bergsteiger gerettet, Trauer um Sergey Nilov

Südostgrat des Gasherbrum IV (Bildmitte)
Südostgrat des Gasherbrum IV (Bildmitte)

Fünf Tage nach dem Lawinenunglück am 7932 Meter hohen Gasherbrum IV im Karakorum sind die beiden verletzten russischen Bergsteiger Sergei Mironov und Mikhail Mironov mit einem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus der nordpakistanischen Stadt Skardu geflogen worden. „Ihr Zustand ist zufriedenstellend“, ließ die russische Botschaft in Pakistan wissen, ohne Details über die Art der Verletzungen bekanntzugeben. In ersten Berichten war von Brüchen die Rede gewesen.

Nach Angaben des russischen Bergsteiger-Portals mountain.ru wurde die Suche nach dem bei der Lawine tödlich verunglückten Sergey Nilov abgebrochen. Es sei in den vergangenen Tagen zu viel Neuschnee gefallen, hieß es. Der Schneefall hatte auch die Evakuierung der Verletzten verzögert. Ein fünfköpfiges Rettungsteam hatte die beiden russischen Bergsteiger vor zwei Tagen an eine Stelle auf gut 6000 Meter Höhe gebracht, an der ein Hubschrauber landen konnte.

Von Eislawine getroffen

Eisbruch auf der Südostseite des Gasherbrum IV
In diesem Eisbruch löste sich die Lawine

Am vergangenen Samstag war das fünfköpfige russische Team, zu dem neben Nilov und den beiden Mironovs noch Alexey Bautin und Evgeny Yablokov gehörten, im Aufstieg am Gasherbrum IV auf einer Höhe von rund 6400 Metern von einer Eislawine getroffen worden. Offenbar war ein Serac zusammengebrochen. Bautin und Yablokov waren unverletzt geblieben, hatten absteigen und Alarm schlagen können. Am Tag nach dem Unglück hatte die Besatzung eines Hubschraubers die beiden Verletzten und auch Nilovs leblosen Körper lokalisiert.

Die fünf russischen Bergsteiger waren in diesem Sommer zum Gasherbrum IV gekommen, um die Leiche ihres 2023 tödlich abgestürzten Landsmanns Dmitry Golovchenko aus einer Höhe von rund 7000 Metern zu bergen. Golovchenko hatte vor einem Jahr zusammen mit Nilov versucht, im Alpinstil – also ohne Hochträger, ohne Flaschensauerstoff, ohne Fixseile und ohne feste Hochlager – den Fast-Achttausender Gasherbrum IV über den noch nicht gemeisterten Südostgrat zu besteigen. Nach fast zwei Wochen am Berg, 250 Meter unterhalb des Gipfels, war Golovchenko mitsamt Zelt in den Tod gestürzt. Ein Jahr später hat nun auch sein Freund und Seilpartner Nilov sein Leben am Gasherbrum IV verloren.

Zweimal mit dem Piolet d’Or geehrt

Dmitry Golovchenko (l.) und Sergey Nilov (r.) mit dem Piolet d'Or (2017)
Dmitry Golovchenko (l.) und Sergey Nilov (r.) mit dem Piolet d’Or (2017)

Die beiden gehörten zu den besten Bergsteigern der Welt und waren für ihren sauberen Kletterstil bekannt. Zweimal wurden sie mit dem Piolet d’Or geehrt, dem „Oscar der Bergsteiger“: für ihre Erstbegehung der Nordwand des 6904 Meter hohen Thalay Sagar (mit Dmitry Grigoriev) im indischen Himalaya und für ihre Erstbegehung des Nordostpfeilers des 7284 Meter hohen Muztagh Tower (mit Alexander Lange) im Karakorum.

Butterlampen
R.I.P.

2019 hatten sie eine 18 Tage dauernde Odyssee in der Ostwand des 7710 Meter hohen Jannu im Osten Nepals überlebt. Am Gasherbrum IV verließ die beiden ihr Glück. Dmitry Golovchenko wurde 40, Sergey Nilov 47 Jahre alt.

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