Nach Drama am Gasherbrum IV: Trauer um Dmitry Golovchenko

Dmitry Golovchenko
Dmitry Golovchenko (1983-2023)

Das Drama geschah am 31. August, am Gasherbrum IV in Pakistan, auf 7684 Metern, rund 250 Meter unterhalb des Gipfels. Dmitry Golovchenko und Sergey Nilov hatten eine kleine Stelle am Grat gefunden, um ihr Zelt für die Nacht aufzustellen. Der Untergrund erschien problematisch, gebrochener Fels, mit Eis bedeckt. Die beiden Russen fixierten das Zelt an einer Seilschlaufe.

Sehr schnell wurde ihnen jedoch klar, dass der Untergrund zu schräg war, das Zelt drohte abzurutschen. Sergey kletterte hinaus, um die Plattform zu ebnen und warf Dmitry ein Sicherungsseil zu. Wenig später hörte Sergej, wie sein Freund rief: „Serjoga, ich falle.“ Nilov sah, wie das Zelt mit Golovchenko und ihrer Ausrüstung den Hang hinab rutschte und im darunter liegenden Couloir verschwand.

Abstieg ohne Zelt und Nahrungsmittel

Südostgrat des Gasherbrum IV (Bildmitte)
Südostgrat des 7932 Meter hohen Gasherbrum IV (Bildmitte)

Nilov verbrachte die Nacht im Freien und seilte sich am folgenden Morgen mehrere hundert Meter in Falllinie des Zeltes ab. Sergey fand seinen Freund und die Reste des Zeltes auf einem Plateau auf knapp 7000 Meter Höhe. Dmitry hatte den Absturz nicht überlebt.

Nilov wickelte Golovchenko in die Zeltreste ein und machte sich – ohne Nahrungsmittel – auf den Abstieg zum Basislager, das er fünf Tage später erreichte. Die Nächte verbrachte Sergey in Schneehöhlen, in zwei Schlafsäcke gehüllt.

Nilov zurück in Moskau

Nilov zog sich schwere Erfrierungen zu. Inzwischen ist er nach Moskau zurückgekehrt und hat Anna Piunova vom russischen Bergsteiger-Portal mountain.ru geschildert, was am Gasherbrum IV geschah. Nilov und Golovchenko hatten versucht, den extrem anspruchsvollen und daher selten bestiegenen Fast-Achttausender im Karakorum in Pakistan über eine neue Route, den Südostgrat, zu besteigen – im Alpinstil, also ohne Flaschensauerstoff, ohne Fixseile, ohne feste Hochlager und ohne Hochträger. Als sich das Unglück ereignete, waren sie schon fast zwei Wochen auf dem Berg.

Keine Profibergsteiger

Dmitry Golovchenko und Sergej Nilov kletterten bereits seit über zwei Jahrzehnten gemeinsam – und das auf sehr hohem Niveau. Zweimal wurden die beiden Russen mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“: für ihre neuen Routen am 7273 Meter hohen Muztagh Tower im Karakorum (2012, mit Alexander Lange) und am 6904 Meter hohen Thalay Sagar im indischen Himalaya (2016, mit Dmitry Grigoriev). Ihre Projekte finanzierten sie aus ihren Ersparnissen.

R.I.P.

Golovchenko, der sein Geld als Statistiker verdiente, wurde nur 40 Jahre alt. Er hinterlässt seine Ehefrau Sasha sowie zwei Töchter, die eine zwölf Jahre, die andere erst sechs Monate alt.

Auf die Frage nach seiner Einstellung zum Bergsteigen antwortete Dmitry einmal in einem Interview von Planet Mountain: „Sei fair zu dir und dem Berg, tu, was du kannst, bemitleide dich nicht – und du wirst bekommen, was du verdienst! Eine Leistung ist, wenn man etwas Neues auf einem schönen Berg macht.“

P.S.: Wer die Familie Dmitrys unterstützen will, findet unter mountain.ru (hier klicken) eine von Anna Piunova angegebene Kontoverbindung mit IBAN und BIC/SWIFT, unter der ihr auch in Euro für die Hinterbliebenen des Bergsteigers spenden könnt. Und um etwaigen Bedenken vorzubeugen: Anna ist absolut vertrauenswürdig!

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