Shishapangma: Trauer um vier Lawinenopfer

Shishapangma
Shishapangma

Die chinesisch-tibetischen Behörden haben die Bremse gezogen. Nachdem am Samstag im Gipfelbereich des Achttausenders Shishapangma zwei Lawinen niedergegangen waren, erklärten sie, dass „aufgrund der instabilen Schneeverhältnisse am Berg alle Kletteraktivitäten eingestellt“ worden seien. Offenbar gilt dies nicht nur aktuell, sondern auch für den Rest der Herbstsaison.

Am Samstag waren, wie berichtet, bei einer ersten Lawine die US-Amerikanerin Anna Gutu und ihr nepalesischer Bergführer Mingmar Sherpa ums Leben gekommen. Ihre Leichen waren gefunden worden – im Gegensatz zu jenen von Gina Marie Rzucidlo, ebenfalls aus den USA, und ihres nepalesischen Bergführers Tenjen „Lama“ Sherpa, die rund zwei Stunden später von einer weiteren Lawine mitgerissen worden waren. Die Suche nach den beiden Vermissten wurde eingestellt.

Mingma Gyalje Sherpa konnte aus eigener Kraft absteigen

Mingma Gyalje Sherpa

Nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua hatten sich zum Zeitpunkt der Lawinenabgänge 52 Bergsteigerinnen und Bergsteiger auf ihren Gipfelversuchen befunden. Drei verletzte Nepalesen wurden ins Basislager gebracht. Zu ihnen gehörte auch Mingma Gyalje Sherpa, Expeditionsleiter und Chef des Veranstalters Imagine Nepal. Während der Rettungsaktion sei er rund 150 Meter weit gestürzt und habe sich am Kopf, den Schultern und den Knien verletzt, schrieb mir Mingma. Er habe jedoch aus eigener Kraft absteigen können.

Kristin Harila: „Ich kann nicht glauben, dass er weg ist“

Unter den Toten war mit Tenjen „Lama“ Sherpa ein nepalesischer Bergführer, der in diesem Jahr weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, als er die Norwegerin Kristin Harila in nur 92 Tagen auf die Gipfel aller 14 Achttausender geführt hatte – auf den Normalrouten, mit Flaschensauerstoff, weiterer Sherpa-Unterstützung und Hubschraubereinsätzen, um möglichst schnell von Berg zu Berg zu kommen und Material (und teilweise auch Helfer) in Hochlagern abzusetzen.

Harila reiste nach den ersten Meldungen aus Tibet nach Kathmandu, um bei der Familie Tenjens zu sein. „Ich kann nicht glauben, dass er weg ist. Lama ist der freundlichste und stärkste Sherpa, den ich je getroffen habe“, ließ Harila verlauten. „Ich bin am Boden zerstört. Ich habe einen Bruder und einen Freund verloren – und mein Mitgefühl gilt seiner geliebten Familie und seinen vielen Freunden in der Bergsteigergemeinschaft.“

Ehrgeiz größer als Umsicht?

R.I.P.

Die Shishapangma ist der einzige Achttausender, der vollständig auf tibetischem Territorium liegt. Während der Corona-Pandemie war er – wie alle Berge Tibets – für ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger gesperrt gewesen. Für diesen Herbst hatten die Behörden erst spät Permits erteilt. Einige „Achttausender-Sammler“ hatten die Chance nutzen wollen. Dazu gehörten auch die beiden US-Amerikanerinnen Anna Gutu und Gina Marie Rzucidlo, denen nur noch die 8027 Meter hohe Shishapangma, der niedrigste der 14 Achttausender, fehlte. Sie wären im Erfolgsfall die ersten Frauen aus den USA gewesen, die auf allen Achttausendern gestanden hätten.

War es wirklich nur Schicksal oder gingen sie möglicherweise so kurz vor dem Ziel ein zu großes Risiko ein? Gina Marie Rzucidlo und Tenjen Lama setzten ihren Aufstieg trotz des Abgangs der ersten Lawine fort – angeblich auf einem anderen Aufstiegsweg. Dennoch stellt sich die Frage: Warum kehrten nicht alle nach dem ersten tödlichen Unfall um? War der Ehrgeiz größer als die Umsicht? Die beteiligten Expeditionsveranstalter haben sich noch nicht zu den Geschehnissen geäußert.

Es ist nicht das erste Lawinenunglück an der Shishapangma mit tödlichem Ausgang. So starben im Herbst 2014 der Deutsche Sebastian Haag und der Italiener Andrea Zambaldi in einer Lawine im Gipfelbereich. Im Herbst 1999 kamen die US-Bergsteiger Alex Lowe und David Bridges bei einem Lawinenabgang an der Shishapangma ums Leben. Gut 16 Jahre später, im Frühjahr 2016, fanden David Göttler und Ueli Steck in einem schmelzenden Gletscher die sterblichen Überreste der beiden bis dahin vermissten US-Bergsteiger.

Eine Antwort auf „Shishapangma: Trauer um vier Lawinenopfer“

  1. Das ist für alle Hinterbliebenen ein einschneidendes und trauriges Erlebnis.
    Hoffentlich für die nächsten Bergsteiger eine Lektion aus der sie lernen können.

Kommentare sind geschlossen.

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial

Notice: Undefined index: sfsi_riaIcon_order in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 165

Notice: Undefined index: sfsi_inhaIcon_order in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 166

Notice: Undefined index: sfsi_mastodonIcon_order in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 177

Notice: Undefined index: sfsi_mastodon_display in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 276

Notice: Undefined index: sfsi_snapchat_display in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 285

Notice: Undefined index: sfsi_reddit_display in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 282

Notice: Undefined index: sfsi_fbmessenger_display in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 279

Notice: Undefined index: sfsi_tiktok_display in /home/www/wordpress/wp-content/plugins/ultimate-social-media-icons/libs/controllers/sfsi_frontpopUp.php on line 273
error

Enjoy this blog? Please spread the word :)