Biogas-Anlage am Mount Everest: Nur das Geld für den Bau fehlt noch

Südseite des Mount Everest
Nepalesische Südseite des Mount Everest

Den Kot vom Mount Everest herunterzubringen ist eine Sache, was dann im Tal damit geschieht, eine andere. Wie berichtet, müssen von diesem Frühjahr an alle Bergsteigerinnen und Bergsteiger auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest und am benachbarten Achttausender Lhotse ihre Fäkalien in speziellen „Poo Bags“ sammeln und zurück ins Basislager bringen. Diese Nachricht machte weltweit Schlagzeilen. Aber so gut wie niemand fragte danach, was mit den Fäkalien anschließend passieren soll.

Sorglose Entsorgung

Fäkalien vom Everest werden in einer Grube entsorgt
Fäkalien vom Everest werden in einer Grube entsorgt

Wahrscheinlich werden auch die Poo Bags anschließend in jene blauen Tonnen gesteckt, in denen schon seit 1996 die Fäkalien im Basislager gesammelt werden. So genannte „Shit Porters“ tragen die Tonnen dann talwärts, wo deren Inhalt in Gruben nahe Gorak Shep (5180 Meter) oder Lobuche (4940 Meter), den letzten Siedlungen vor dem Basislager, entsorgt werden. Wobei „entsorgen“ eigentlich der falsche Begriff ist, „sorglos“ beschreibt das Verhalten treffender.

In Folge des Klimawandels taut nämlich auch im Everest-Gebiet der Permafrost und die Gletscher schmelzen immer schneller. Damit steigt die Gefahr, dass aus den verbuddelten Fäkalien Bakterien ins Grundwasser gelangen oder auch mit dem zunehmenden Schmelzwasser weiter talwärts transportiert werden.

Biogas für die Lodges

Animation der geplanten Biogas-Anlage in Gorak Shep
Geplante Biogas-Anlage

Eine Lösung könnte das in Gorak Shep geplante Biogas-Projekt sein. Zwei US-Amerikaner, Dan Mazur, Chef des US-Expeditionsanbieters Summit Climb und Garry Porter, ein früherer Ingenieur des Luftfahrtkonzerns Boeing, hatten das „Mt. Everest Biogas Project“ 2010 gegründet. 2017 hatte der Weltverband der Kletterer und Bergsteiger (UIAA) das Projekt mit dem „Mountain Protection Award“ ausgezeichnet. Seitdem war es um die geplante Biogas-Anlage still geworden, was aber nicht bedeutet, dass nicht weiter daran gearbeitet wurde.

Die Idee erscheint verblüffend einfach: Die Fäkalien vom Everest werden in einer knapp 100 Quadratmeter großen Anlage in einen Fermenter geschüttet, einen Faulbehälter. Warmes Wasser wird dazugegeben, um die Gärung in Gang zu setzten. Bei einer Temperatur von zehn bis 20 Grad Celsius entsteht Methangas, das anschließend abgeleitet und gesammelt wird.

Mit dem Biogas kann dann in den Lodges gekocht werden. Auch das entstehende Abwasser soll genutzt werden: als Dünger in neuen Gewächshäusern neben der Gasanlage, wo Yak-Futter angebaut werden soll. Eine effektive Isolierung sowie eine Solaranlage sorgen dafür, dass der Faulbehälter auch bei extremer Kälte draußen auf Temperatur bleibt. Pro Jahr soll die Anlage etwa 12.000 Kilogramm Fäkalien verarbeiten – das ist nach Schätzungen in etwa die Menge, die alljährlich in einer Everest-Saison von den „Shit-Portern“ talwärts getragen wird.

Nach zwei Jahren soll SPCC übernehmen

Alle technischen Probleme scheinen gelöst zu sein. Ingenieure sowie Wissenschaftler der Universitäten in Kathmandu und in Seattle in den USA haben bestätigt, dass die Biogasanlage funktionstüchtig sein wird. Auch wer die Anlage betreut, ist geregelt: In den ersten beiden Jahren werden es vor Ort drei nepalesische Mitarbeitende sein – unterstützt von Experten, die in unregelmäßigen Abständen nach Gorak Shep kommen werden. Nach zwei Jahren soll das Projekt an die Umweltschutz-Organisation Sagarmatha Pollution Control Committee (SPCC) übergeben werden, die bereits jetzt im Auftrag der nepalesischen Regierung das Everest-Basislager managt. Die Regierung soll dann auch die geschätzten Kosten von 34,700 US-Dollar pro Jahr übernehmen, um die Biogasanlage zu betreiben und instand zu halten. Das Geld soll aus den schon jetzt fälligen „pollution fees“ (Verschmutzungsgebühren) kommen. Aktuell liegen sie bei 200 Dollar pro Mitglied einer Expedition.

Die Biogas-Anlage soll nahe Gorak Shep entstehen

Anlage könnte im Frühjahr 2025 fertig sein

Damit wäre eigentlich alles geregelt – bis auf die Finanzierung des Baus. Das Mt. Everest Biogas Project hat eine Spendensammlung gestartet. Ziel ist es, rund 650.000 Dollar zusammenzubekommen – etwa 550.000 Dollar für die Baukosten, der Rest, um die ersten beiden Jahre zu finanzieren, in denen die Anlage läuft. „Uns fehlen noch rund 90 Prozent des Geldes“, schreibt mir Dan Mazur. Ich frage ihn, wann die Biogas-Anlage in Gorak Shep, realistisch betrachtet, in Betrieb gehen könnte. „Rechtzeitig zur Everest-Saison 2025, also am 1. März 2025“, antwortet der erfahrene Expeditionsleiter, der seit mehr als 30 Jahren am Everest und anderen Achttausendern unterwegs ist.

Angesichts der Millionen, die Jahr für Jahr am Mount Everest umgesetzt werden, erscheint die benötigte Summe für den Bau der Biogasanlage überschaubar. Und eigentlich sollten doch alle Beteiligten daran interessiert sein, nicht nur das Müll-, sondern auch das Fäkalienproblem schnell, effektiv und nachhaltig zu lösen. Denn wer will schon auf einen dreckigen, stinkenden Berg steigen?

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