Es stinkt zum Himmel. Damit soll jetzt Schluss sein am höchsten Berg der Erde. Wer von diesem Frühjahr an den Mount Everest oder den benachbarten Achttausender Lhotse von der nepalesischen Südseite aus besteigen will, muss sich im Basislager sogenannte „Poo bags“ (Kotbeutel) kaufen und diese nutzen, wenn er oder sie sich am Berg erleichtern muss.
„Unsere Berge haben angefangen zu stinken“, sagte Mingma Sherpa, Chef der Lokalverwaltung der Khumbu-Region, gegenüber der BBC: „Wir erhalten Beschwerden, dass menschlicher Stuhl auf den Felsen zu sehen ist und einige Bergsteiger krank werden. Das ist nicht akzeptabel und schadet unserem Image.“
Beschichtete Beutel
Die speziell für den Outdoor-Bereich entwickelten Kotbeutel sind dicht verschließbar. Ihre Innenseite ist mit einer Mischung aus Geliermitteln, Enzymen und geruchsneutralisierenden Substanzen beschichtet. Diese sorgen dafür, dass die Fäkalien gebunden und der Gestank reduziert wird.
Ähnliche Beutel wurden schon bei den Apollo-Missionen der US-Weltraumbehörde NASA zum Mond in den 1960er und 70er Jahren verwendet. Sie sind seit langem auch schon bei Expeditionen am 6190 Meter hohen Denali, dem höchsten Berg Nordamerikas, im Einsatz. Dort werden sie bisher meist in tiefen Gletscherspalten entsorgt – was sicher keine gute Idee ist.
Drei Tonnen Fäkalien am Berg
Nach Angaben der BBC hat die nepalesische Umweltschutzorganisation Sagarmatha Pollution Control Committee (SPCC) in den USA rund 8000 Poo bags für die anstehende Frühjahrssaison am Everest geordert. Das SPCC ist für das Management des Everest-Basislagers zuständig und beschäftigt auch die „Icefall Doctors“, die die Route durch den gefährlichen Khumbu-Eisbruch vorbereiten und während der Saison instand halten. Die Organisation schätzt, dass zwischen Lager 1 auf 6100 Metern und Lager 4 am Südsattel auf knapp 8000 Metern insgesamt rund drei Tonnen Exkremente liegen – die Hälfte davon am Südsattel, dem letzten Lager vor dem Gipfel.
Auch in diesem Jahr werden am Everest wieder mehrere hundert Gipfelanwärter erwartet. Dazu kommen im Schnitt pro Person ein bis zwei einheimische Bergsteiger, die im Auftrag der kommerziellen Expeditionsteams die Kunden am Berg unterstützen.
Problem ist nicht neu
Schon vor zehn Jahren bezeichnete der damalige Präsident des Nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA), Ang Tshering Sherpa, die ungelöste Fäkalienfrage als „eines der größten Probleme an den beliebtesten Bergen“. Einige Expeditionsanbieter raten ihren Kunden seit Jahren, Poo bags zu verwenden. Viele Veranstalter kümmern sich jedoch nicht darum.
Tim Mosedale, Chef des britischen Anbieters Everest Expedition, schilderte auf Facebook, wie er bereits vor einem Jahrzehnt nach einer Expedition zur 6814 Meter hoher Ama Dablam im Everest-Gebiet einen nepalesischen Regierungsbeamten auf das Problem hingewiesen habe: „Der Staatssekretär sah entsetzt aus, dass ich ein so abscheuliches Thema ansprach, und es kam nie etwas dabei heraus.“
Kaum noch ein sauberer Platz fürs Zelt
Das Fäkalienproblem am Everest wird immer offensichtlicher, weil in Folge des Klimawandels Schnee und Eis wegschmelzen. Wissenschaftler erwarten, dass Bergsteiger im Jahr 2050 einen komplett eisfreien Südsattel vorfinden werden. Dann kann niemand mehr seine Exkremente im Schnee vergraben.
Das Problem stellt sich nicht nur auf der nepalesischen Südseite, sondern auch auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest. Ralf Dujmovits, der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger, erzählte mir schon vor Jahren, dass er in Lager 1 am Nordsattel wegen des überall herumliegenden Kots Mühe gehabt hätte, einen sauberen Platz für sein Zelt zu finden.
Seit 2020 war in den Frühjahrssaisons allerdings in Folge der Corona-Pandemie nur jeweils eine chinesische Expedition auf der Nordroute unterwegs. In diesem Jahr werden erstmals wieder einige ausländische Teams auf der Nordseite sein – bei weitem aber nicht so viele wie auf der Südseite, wo das Fäkalienproblem schon durch die bloße Masse an Menschen drängender ist.
P.S.: Hier noch ein Tipp. Es könnte hilfreich sein, sich am Berg von einer Art flüssiger Astronauten-Kost zu ernähren. Sie ist sehr kalorienreich, sorgt dabei aber für wenig Stuhlgang. Solche speziell für Expeditionen entwickelte Produkte – z.B. Peronin, mit dem ich 2014 am Siebentausender Kokodak Dome im Westen Chinas gute Erfahrungen gemacht habe) – sind auf dem Markt.
Das wird nichts! Wenn die Beutel nicht abgegeben bzw. registriert werden, kann jeder nach wie vor hinkacken wo er will😉
Angeblich sollen die Beutel bei der Rückkehr der Bergsteiger im Basislager kontrolliert werden. Da ist wohl für die Kontrolleure eine Geruchszulage fällig. 🙂
Am Aconcagua funktioniert das schon über 15 Jahre
Adrian Ballenger hat das schon 2012 angeregt
Tatsächlich wirds Zeit dafür,
Jeder verwendete Beutel hilft