Es ist eine pragmatische Lösung. Erst vom kommenden Jahr will die traditionsreiche Bergsteiger-Chronik Himalayan Database nur noch dann von einem Gipfelerfolg am Manaslu sprechen, wenn der am Ende des Gipfelgrats gelegene allerhöchste Punkt auf 8163 Metern erreicht wurde. Bergsteigern, die drei weiter vorne gelegene Erhebungen erreichen, die um zwei bis sechs Meter niedriger sind, soll künftig „nur“ noch der Vorgipfel des Manaslu bescheinigt werden.
„Da wir die Geschichte nicht ändern können, werden wir in der Datenbank vermerken, dass wir von 1956 – als der Gipfel zum ersten Mal von Toshio Imanishi und Gyaltsen Norbu Sherpa, erreicht wurde – bis zum Jahr 2021 die drei oben genannten Punkte mangels fundierter Kenntnisse als Gipfel akzeptiert haben“, ließ das Team von Billi Bierling wissen.
Beeindruckende Drohnenaufnahmen vom Gipfelgrat
Die meisten der mehr als 2200 Bergsteiger, die bislang auf einem der Vorgipfel standen und sich am Hauptgipfel wähnten, brauchen also nicht zu fürchten, dass ihnen nun die Manaslu-Gipfelurkunde entzogen wird. Die „fundierten Kenntnisse“ lagen allerdings nicht erst seit diesem Herbst vor, als Mingma Gyalje Sherpa mit seinem kommerziellen Team von Imagine Nepal nach einer kurzen kniffligen Traverse durch die Bergflanke den „wirklichen“ Gipfel erreichte und der australische Bergsteiger Jackson Groves dies mit eindrucksvollen Drohnenaufnahmen dokumentierte.
Bereits 2019 hatten der deutsche Chronist Eberhard Jurgalski und andere Mitstreiter – darunter Tobias Pantel von der Himalayan Database – nach jahrelangen Recherchen einen Bericht vorgelegt, in dem sie belegt hatten, dass die große Mehrheit der Manaslu-Bergsteiger nicht am allerhöchsten Punkt auf 8163 Metern war. Ähnliche Fehleinschätzungen vieler Bergsteiger dokumentierten sie auch für die Achttausender Dhaulagiri und Annapurna. Vielleicht sollten auch dort mal Drohnen über die Gipfelgrate fliegen, um endgültige Klarheit über die höchsten Punkte zu verschaffen.
Hallo Stefan,
Weiss man eigentlich, ob Loretan auf dem hoechsten Punkt war? Auf dem Foto in seinem Buch „Den Bergen verfallen“ ist das nicht so klar…
Und Kukuczka? Im Herbst hatte er ja sicher keine guten Bedingungen, allerdings genug Mut…
Wie auch immer: An den unglaublichen Laufbahnen dieser beiden Bergsteiger aendern die letzten Meter am Manaslu meiner Meinung nach nichts…
Vielen Dank fuer Deine tollen Beitraege, ueber die ich mich immer sehr freue!
Klaus
Hallo Klaus, ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Bei Loretan habe ich ein Bild seines Teampartners Marcel Ruedi gesehen, dass ihn am C3, also einem der Vorgipfel zeigt.
Vielen Dank Stefan! Ich glaube schon, dass die Top-Kletterer bis zum allerhöchsten Punkt gegangen sind, es sei denn, die Wechten waren zu gefährlich oder die Lawinengefahr zu groß… so wie auch bei David Göttler an der Shishapangma… Aber die paar Meter tun der Leistung keinen Abbruch, und es spricht dann eher für eine kluge Entscheidung.