Holecek und Huserka meistern erstmals Ostwand des Siebentausenders Langtang Lirung in Nepal

Marek Holecek (l.) und Ondrej Huserka im Zelt
Marek Holecek (l.) und Ondrej Huserka

Marek Holecek hat sich selbst ein vorzeitiges Geschenk zu seinem 50. Geburtstag am 5. November gemacht. Der tschechische Topbergsteiger durchstieg nach eigenen Angaben gemeinsam mit dem 34 Jahre alten Slowaken Ondrej Huserka erstmals die extrem anspruchsvolle 2200 Meter hohe Ostwand des 7227 Meter hohen Langtang Lirung. Holecek ließ via Satellitentelefon wissen, dass sie insgesamt fünfeinhalb Tage für den Anstieg gebraucht und am gestrigen Mittwoch um 11 Uhr den Gipfel erreicht hätten.  Die beiden waren im Alpinstil unterwegs – also ohne Fixseile und ohne feste Hochlager.

Hohe Gefahr von Lawinen und Steinschlag

Während des Aufstiegs durch die Wand hatte Marek per Satellitenkommunikation immer wieder auf die unbequemen Biwakplätze hingewiesen und darauf, dass die Kletterei in der Ostwand des Langtang Lirung sehr kräftezehrend sei.

Der Siebentausender im Langtang-Nationalpark, rund 50 Kilometer nördlich von Nepals Hauptstadt Kathmandu, war im Herbst 1978 von dem Japaner Seishi Wada und dem Nepalesen Pemba Tshering Sherpa erstbestiegen worden – über den Ostgrat. Danach waren nach Angaben der Chronik Himalayan Database nur 13 von 50 Expeditionen erfolgreich gewesen, die meisten davon über den Südostgrat. Vor Holecek und Huserka hatten 54 Menschen auf dem Gipfel gestanden.

Ostwand des Langtang Lirung
Ostwand des Langtang Lirung

12 Bergsteiger waren am Langtang Lirung ums Leben gekommen. Der Bekannteste von ihnen war der slowenische Topbergsteiger Tomaz Humar, der 2009 nach einem Sturz in der Südwand des Bergs erfror.

Der Langtang Lirung gilt als sehr lawinen- und steinschlaggefährdet. Aus diesem Grund hatten im Herbst 2022 drei Bergsteiger aus Ecuador unter Leitung von Esteban „Topo“ Mena ihren Versuch in der Ostwand auf einer Höhe von 5800 Metern abgebrochen.

Geduldsspiel

Lawine geht aus der Ostwand des Langtang Lirung ab
Und ständig droht eine Lawine

Auch Holecek hatte vor dem Gipfelvorstoß über „Wagenladungen“ an Schnee berichtet, die durch die Ostwand talwärts donnerten. Der Berg hatte ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt, ehe sich die Chance eröffnete, zum zweiten und entscheidenden Versuch in die Wand einzusteigen.

„Nach tagelangem, ermüdendem Warten bietet sich eine Gelegenheit zum Aufbruch“, ließ Marek vor fünf Tagen wissen. „Vielleicht haben die Lawinen am Vortag die Wand ausreichend geräumt, so dass wir unsere Ängste beiseiteschieben und uns an die Arbeit machen können.“ Die haben sie jetzt erfolgreich abgeschlossen. Wenigstens zum größten Teil, denn natürlich gehört zu einer erfolgreichen Besteigung auch ein geglückter Abstieg.

Zweimaliger Piolet d’Or-Gewinner Holecek

Marek Holecek wurde bereits zweimal – beide Male mit seinem Landsmann Zdenek Hak – mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar des Bergsteigens“: für neue Routen durch die Südwestwand des Achttausenders Gasherbrum I in Pakistan 2017 und durch die Nordwestwand des Siebentausenders Chamlang in Nepal 2019. Seine neue Route durch die Westwand des nepalesischen Siebentausenders Baruntse (mit Radoslav Groh) schaffte es auf die Piolet-d’Or-Liste der wichtigsten Aufstiege 2021.

Ondrej Huserka gehört zu den besten Kletterern der Slowakei. 2019 gelang ihm mit seinem Landsmann Jozef Kristoffy am legendären Granitriesen Cerro Torre in Patagonien die erst achte erfolgreiche Wiederholung der Route über den Südostgrat.

4 Antworten auf „Holecek und Huserka meistern erstmals Ostwand des Siebentausenders Langtang Lirung in Nepal“

    1. Es gibt noch zwei weitere Beiträge zum Unglück, die ich in den Tagen nach diesem Artikel publiziert habe.

Die Kommentare sind geschlossen.

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial
error

Enjoy this blog? Please spread the word :)