Und wieder wird es wohl eine schwierige Frühlingssaison in den Bergen Nepals. 2020 ging wegen der Corona-Pandemie gar nichts. 2021 traf eine Infektionswelle auch die Basislager am Mount Everest und Dhaulagiri – dass die nepalesische Regierung dies bis heute nicht eingeräumt hat, ist und bleibt ein Skandal. Und nun im Frühjahr 2022 sorgt der russische Krieg in der Ukraine weltweit für Unsicherheit – sicher auch bei Bergsteigern.
Weniger Nachfrage in Indien und China
„Ich erwarte am Everest weniger Bergsteiger als im vergangenen Jahr“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Chef des Expeditionsanbieter Imagine Nepal. 2021 hatte die Regierung 408 Permits an ausländische Bergsteiger verkauft, so viele wie noch niemals zuvor. Normalerweise kämen die meisten Kunden am höchsten Berg der Erde aus den USA, Indien und China, so Mingma Gyalje: „In diesem Jahr sind es, soweit ich weiß, sehr viel weniger aus Indien und China.“ Imagine Nepal hat in diesem Frühjahr neben Everest und Lhotse auch die Achttausender Kangchendzönga und Dhaulagiri im Programm. „Ich denke, am Kangchendzönga wird es richtig voll.“
„Großartige Gelegenheit für Abenteurer“
Auch Nepals größter Expeditionsanbieter Seven Summit Treks (SST) bereitet sich auf niedrigere Kundenzahlen infolge der unsicheren Weltlage vor. „Es scheint, dass dies Auswirkungen auf die gesamte Branche haben wird“, lässt der Veranstalter auf Facebook wissen und versucht sogar, damit zu werben: „Es ist aber auch eine großartige Gelegenheit für Abenteurer, die weniger Menschenmassen und keinen Verkehr in den Bergen erleben sowie Achttausender ohne Sauerstoff besteigen wollen.“ Laut SST-Chef Mingma Sherpa haben sich bisher bei seiner Firma rund 50 Bergsteiger für den Everest angemeldet, im vergangenen Jahr waren es noch 130.
Kein PCR-Test mehr für vollständige Geimpfte
Um den Tourismus anzukurbeln, hat die Regierung Nepals in dieser Woche die Einreiseregeln für Touristen gelockert, die vollständig, also zweimal gegen COVID-19 geimpft sind. Sie müssen nun nicht mehr bei der Ankunft einen negativ ausgefallenen PCR-Test präsentieren, der nicht älter als 72 Stunden sein darf.
Nur für nicht oder erst einmal geimpfte Personen bleibt dieser Test verpflichtend. „Die Zahl der Trekkingtouristen wird in der kommenden Saison sehr hoch sein“, erwartet Mingma Gyalje Sherpa. „Diesen Eindruck habe ich nach Gesprächen mit vielen Veranstaltern in Nepal.“