Ein alpinistischer Glanzpunkt mehr, ein weißer Fleck weniger auf der Weltkarte der Berge. Den Tschechen Zdenek Hak, Radoslav Groh und Jaroslav Bansky gelang im Karakorum im Norden Pakistans – ohne Flaschensauerstoff – die Erstbesteigung des 7453 Meter hohen Muchu Chhish.
Zuvor galt er als der zweithöchste noch unbestiegene Berg der Welt, aber der höchste erreichbare: Der 7570 Meter hohe Gankhar Puensum an der Grenze zwischen Bhutan und China ist für Bergsteiger gesperrt. In Bhutan gelten die Berge als Wohnsitz der Götter und dürfen deshalb nicht bestiegen werden. Seit 2004 ist in dem Himalaya-Staat nur noch Trekking erlaubt.
Erfolg im vierten Anlauf
Am Muchu Chhish im Batura-Massiv hatten sich seit 2020 drei tschechische Teams die Zähne ausgebissen. Mal spielte das Wetter nicht mit, mal waren die Verhältnisse am Berg schuld. An allen drei gescheiterten Versuchen war Pavel Korinek beteiligt, der jetzt beim erfolgreichen vierten Anlauf fehlte. 2020 kam Korinek mit Pavel Bem und Jiri Janak bis auf eine Höhe von 6300 Metern. 2021 stieg er mit Tomas Petrecek bis auf 6600 Meter. 2023 gelangte dieses Duo zusammen mit Radoslav Groh bis in die Gipfelregion vor. Auf 7200 Metern war dann erneut Endstation. Von diesem Trio erntete jetzt nur noch Groh die Früchte der vorhergehenden tschechischen Expeditionen.
Groh, Hak und Bansky benötigten für den Aufstieg über den Südgrat zum Gipfelgrat und dann zum höchsten Punkt des Muchu Chhish vier Tage. „Wir standen am 5. Juli um 10.20 Uhr am Gipfel und brauchten einen weiteren Tag für den Abstieg“, berichtete Hak dem Portal Explorersweb. Insgesamt hätten sie vom Basislager aus eine Distanz von 20 Kilometern und eine Höhendifferenz von 3687 Meter überwunden.
Aus geographischer Sicht ist der Muchu Chhish wegen der niedrigen Schartenhöhe (Höhendifferenz zwischen dem Gipfel und der Einbuchtung zur nächstgelegenen Erhebung) von 263 Metern übrigens eher ein Nebengipfel als ein eigenständiger Berg. Das mindert jedoch nicht die Leistung der drei Tschechen. Denn sie waren es, die als ersten Menschen ihre Füße auf den Gipfel stellten – nachdem sie ihn in sauberem Stil bestiegen hatten.
David Göttler kehrt erneut ohne Gipfelerfolg vom Nanga Parbat zurück
Apropos sauberer Stil: Der deutsche Topbergsteiger David Göttler ist zum vierten Mal daran gescheitert, den Nanga Parbat im Alpinstil – also ohne Flaschensauerstoff, ohne feste Hochlager, ohne Hochträger und ohne Fixseile – über die sogenannte „Schell-Route“ (benannt nach dem Österreicher Hanns Schell, der 1976 dort aufstieg). Auf rund 7550 Metern – also nach dem Aufstieg durch die Rupalwand und dem Wechsel auf die Diamirseite des Bergs – kehrten David sowie Tiphaine Duperier und Boris Langenstein aus Frankreich um. Knietiefer Schnee hatte das Trio gestoppt.
„Wenn man bedenkt, wie erschöpft wir waren, als wir ins (letzte) Lager (auf 7400 Metern) zurückkehrten, war es klar, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten“, schreibt David auf Instagram. „Ich bin keineswegs enttäuscht. Vielmehr hat diese Erfahrung hat in mir den Wunsch verstärkt, den Nanga Parbat in diesem Stil zu besteigen. Hoffentlich wird es eines Tages klappen.“ Göttler hatte eigentlich mit Mike Arnold den Nanga Parbat besteigen wollen. Dem US-Amerikaner war jedoch die Zeit davongelaufen, er hatte deshalb vorzeitig heimkehren müssen.
Derweil vermeldete der nepalesische Expeditionsanbieter Seven Summit Treks vom Nanga Parbat die ersten Gipfelerfolge der kommerziellen Sommersaison an den Achttausendern Pakistans. Am Dienstag erreichte das Fixseil-Team – bestehend auch den Nepalesen Lakpa Temba Sherpa und Pemba Sherpa sowie den Pakistanern Dilawar Sadpara und Fida Ali den höchsten Punkt auf 8125 Metern. Am Mittwoch standen die ersten Kundinnen und Kunden mit ihren nepalesischen Helfern auf dem Gipfel.
P.S.: Sorry, wenn ich ein bisschen hinterherhinke. Ich bin wegen der Fußball-EM in Deutschland und der bevorstehenden Olympischen Spiele in Paris ziemlich beschäftigt.