Ganz überraschend kommt das vorzeitige Ende seiner Winterexpedition am höchsten Berg der Erde für mich nicht. Schon nachdem Jost Kobusch beim ersten Vorstoß der Saison auf seiner Route – er erreichte am 27. Dezember am Westgrat eine Höhe von rund 7500 Metern und schaffte damit bereits das Ziel, das er sich für seine dritte Everest-Winterexpedition gesetzt hatte – reagierte der 32 Jahre alte deutsche Bergsteiger eher zurückhaltend auf meine Frage, ob er noch einmal aufsteigen werde.
Erdbeben körperlich unversehrt überstanden
Schließlich machte sich Jost Anfang vergangener Woche doch noch einmal auf den Weg und wurde beim Aufstieg zum Lho La, einem Pass, der das nepalesische Everest-Tal mit der tibetischen Seite verbindet, im Zelt auf 5700 Metern von den Auswirkungen des starken Erdbebens in Tibet überrascht. Er überstand die Erdstöße körperlich unbeschadet. Doch nach seiner Rückkehr in sein „Basislager“ in der „Pyramide“, einer auf rund 5000 Metern gelegenen italienische Forschungsstation samt Lodge, wirkte Kobusch noch unentschlossener.
Kobusch nennt Proteste im Khumbu gegen Hubschrauberflüge als Grund
Am Freitag nun erklärte Jost seine Expedition über seine Kanäle in den sozialen Medien für beendet – und gab dafür vier Gründe an. Interessanterweise nennt er zuerst die Proteste im Khumbu gegen die Vielzahl von Helikopterflügen, die aktuell dazu führten, dass auch keine Rettungsflüge möglich seien. Allerdings sei es „ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass ich dort oben gerettet werde“, räumt Kobusch auf Instagram ein. „Aber das ist ein Teil meiner Überlegungen.“
Punkt zwei sei, dass die „schon vorher steinschlag – und eisschlaggefährdete“ Westgrat-Route durch das Erdbeben in Tibet und die Nachbeben „noch riskanter“ geworden sei.
„Ich will ein besserer Alpinist werden“
Zudem weist Jost darauf hin, dass er aufgrund einer Rückenverletzung, die er sich im Oktober 2023 während des Trainings für den Everest zugezogen hatte, noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sei: „Ich bin nicht da, wo ich als Athlet sein möchte, um den Gipfel zu erreichen.“ Und viertens und letztens habe er ja sein vorher gestecktes Ziel für diesen Winter, „höher zu steigen als jeder vor mir im Winter auf dem Westgrat“, bereits Ende Dezember erreicht, so Kobusch.
Er könne sein Ziel nicht mit der Brechstange erreichen, so Kobusch. Ich konzentriere mich lieber darauf, wieder zu trainieren, meine Fähigkeiten zu verbessern und ein besserer Alpinist zu werden, damit ich gestärkt zurückkomme“, schreibt Jost. „Mein Ziel ist es, den Everest im Winter allein über den Westgrat zu besteigen – und nicht, einen Rekord aufzustellen, um ein bisschen höher zu kommen als zuvor.“
Lieber Stefan,
es war der 27. Dezember!
Liebe Grüße und danke für deine Arbeit
Lieber Tobi, danke für den Hinweis! Hatte es beim Übersetzen ins Englische schon selbst gesehen. Ist einer meiner häufigsten Vertipper: Am 27. November jährt sich immer der Todestag meiner Mutter.