Lhakpa Sherpa will 2021 Mount Everest und K2 besteigen

Lhakpa Sherpa
Lhakpa Sherpa

Manche Spitznamen sind gut gemeint, aber ziemlich daneben. „Es gefällt mir nicht so sehr, Everest-Königin genannt zu werden“, sagt Lhakpa Sherpa über den Spitznamen, den ihre Landsleute in Nepal der Rekordbesteigerin des Mount Everest gegeben habe. „Eine Königin lebt in einer Welt voller Komfort und Luxus. Der Name spiegelt definitiv nicht die Art und Weise wider, wie ich lebe.“ Die 47-Jährige arbeitet in Hartford im US-Bundesstaat Connecticut 40 Stunden die Woche in einem Bio-Supermarkt. Als alleinerziehende Mutter muss sie sich und ihre beiden Töchter über die Runden zu bringen. Mal spült sie, mal schneidet sie das Obst klein.

Neunmal erreichte Lhakpa bisher mit Flaschensauerstoff den Gipfel des Mount Everest auf 8849 Metern (ich benutze ab sofort die offizielle Höhe, die Nepal und China ermittelt und gemeinsam verkündet haben). Diesen Rekord würde die Sherpani im Frühjahr 2021 gerne auf zehn Erfolge verbessern. Doch ob es möglich sein wird, steht noch in den Corona-umwölkten Sternen.

„Bei der aktuellen Coronavirus-Situation ist das schwer zu sagen“, schreibt mir Lhakpa. „Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass die Chancen gering sind, dass der Everest für die Klettersaison geöffnet wird.“ Bereits im vergangenen Frühjahr hatte die Pandemie einen Strich durch ihre Everest-Pläne gemacht.

Fünf Geschwister auf dem Everest

Lhakpas Heimatdorf im Makalu-Gebiet
Lhakpas Heimatdorf im Makalu-Gebiet

Lhakpa wuchs in Balakharka auf, einem kleinen nepalesischen Bergdorf auf 2291 Metern, nahe dem Achttausender Makalu. Ihre Eltern betrieben in dem Dorf eine Lodge, ihr Vater führte Trekkingtouristen. Das Ehepaar hatte elf Kinder, davon sieben Töchter. Nicht nur Lhakpa, sondern auch drei ihrer Brüder und eine Schwester haben den Everest bestiegen. Im Frühjahr 2003 gab es sogar eine Familienbesteigung: Lhakpa erreichte mit ihrem jüngeren Bruder Mingma Gelu und ihrer erst 15 Jahre alten Schwester Ming Kipa Sherpa den höchsten Punkt. Ming Kipa schaffte es damals als jüngste Everest-Besteigerin aller Zeiten ins Guinness-Buch der Rekorde. 2010 wurde sie von dem 13 Jahre alten US-Amerikaner Jordan Romero abgelöst.

Lhakpa Sherpa in jungen Jahren
Lhakpa Sherpa in jungen Jahren

Lhakpa Sherpa begann mit 15 Jahren, für Expeditionen zu arbeiten, zunächst als Trägerin, dann als Küchenhelferin. Schließlich bestieg sie selbst Berge. Und sie träumte davon, mit einer Sherpa-Frauen-Expedition auf den Everest zu steigen. Tatsächlich gelang es Lhakpa, im Jahr 2000 die „Nepali Women Millennium Everest Expedition“ auf die Beine zu stellen. Außer ihr gehörten vier weitere Sherpanis zum Team. Die damals 26 Jahre alte Expeditionsleiterin war jedoch die einzige von ihnen, die – begleitet von einem Sherpa – den Gipfel erreichte. Lhakpa schrieb damit Geschichte: als erste Frau aus Nepal, die den Everest bestieg und lebend wieder zurückkehrte. Die erste Nepalesin auf dem Gipfel, Pasang Lhamu Sherpa, war 1993 beim Abstieg ums Leben gekommen.

Gute und schlechte Erinnerungen

Zurück in Kathmandu verliebte sich Lhakpa Sherpa in der legendären Bergsteiger-Bar „Rum Doodle“ im Touristenviertel Thamel Hals über Kopf in George Dijmarescu. Der damals 39 Jahre alte rumänisch-stämmige Bergsteiger hatte gerade ebenfalls den Everest bestiegen, ohne Flaschensauerstoff. Damals war Lhakpa bereits Mutter. Ihren Sohn Nima hatte sie aus einer früheren Beziehung. 2002 wurden Lhakpa und George in Hartford in den USA getraut, wo Dijmarescu lebte. Lhakpa brachte zwei gemeinsame Töchter zur Welt, Sunny und Shiny. Später wurde die Sherpani das Opfer häuslicher Gewalt. 2014 wurde die Ehe geschieden, Lhakpa erhielt das alleinige Sorgerecht für ihre Kinder. Dijmarescu starb Ende September 2020 an Krebs. „Wir haben sowohl gute als auch schlechte Erinnerungen geteilt“, schrieb Lhakpa zum Tod ihres Ex-Mannes. „Möge er in Frieden ruhen.“

George Dijmarescu and Lhakpa Sherpa on Everest
George Dijmarescu (l.) und Lhakpa Sherpa (r.) auf dem Everest

In den ersten Jahren ihrer Beziehung brachen Lhakpa und George fast im Jahresrhythmus zusammen zum Everest auf, stets auf die tibetische Nordseite. Viermal standen sie gemeinsam auf dem Gipfel. Nach der Scheidung kehrte die Bergsteigerin 2015 nach neun Jahren Pause zum Everest zurück. Der Gipfel blieb ihr versagt, weil die Saison nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal im April 2015 auf beiden Seiten des Bergs gestoppt wurde. Von 2016 bis 2018 sammelte Lhakpa Sherpa ihre Everest-Erfolge Nummer sieben bis neun. „Das Bergsteigen hat mich mein ganzes Leben lang gefordert“, sagt Lhakpa. „Ich habe viel über die Natur gelernt – und darüber, unabhängig zu sein.“

Mit den Töchtern in die Berge

Lhakpa am Everest-Gipfel mit einem Foto ihrer Töchter (2017)
Lhakpa am Everest-Gipfel mit einem Foto ihrer Töchter (2017)

Nach wie vor haben es Frauen in der männerdominierten Welt der Expeditionen zu den höchsten Bergen der Welt nicht leicht – schon gar nicht in Nepal, obwohl die Zahl der Bergsteigerinnen aus dem Himalayastaat, die sich am Everest versuchen, in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Es handele es sich immer noch nur um einen kleinen Prozentsatz, schränkt Lhakpa ein. Dennoch habe sie „das Gefühl, dass Frauen mehr akzeptiert werden. Auch außerhalb des Bergsteigens. Frauen können Männerberufe und Männer können Frauenberufe ausüben.“

Im Gegensatz zu erfolgreichen Profi-Bergsteigern kann Bergsteigerin Lhakpa Sherpa jedoch nicht von ihrem Sport leben. Ihr Sohn Nima ist inzwischen Anfang 20, doch ihre beiden Töchter gehen noch zur Schule. Sunny, die ältere, beendet bald die High School, Shiny ist in der Middle School. Lhakpa träumt davon, irgendwann gemeinsam mit ihren Töchtern zum Bergsteigen zu gehen. 2019 nahm sie die beiden mit ins Makalu-Basislager. „Sie fanden es toll“, erzählt die Sherpani. Und wo sieht sie sich selbst in zehn Jahren? „Ich hoffe, ich führe dann Menschen durch die Berge und erzähle ihnen von meinen Erlebnissen,“ antwortet Lhakpa, die 2018 ihre eigene Expeditions- und Trekkingagentur gegründet hat. Noch wirft „Cloudscape Climbing“ nicht so viel Geld ab, dass Lhakpa auf ihre Arbeit im Supermarkt verzichten könnte.

Der K2 ruft

Blick aus dem Basislager auf den K2

Für 2021 hat Lhakpa sich nicht nur ihre zehnte Everest-Besteigung vorgenommen. Im kommenden Sommer will sie auch zum ersten Mal auf dem Gipfel des 8611 Meter hohen K2 in Pakistan stehen. 2010 hatte sie sich vergeblich am zweithöchsten Berg der Erde versucht. Oberhalb von Lager 3 auf 7200 Metern war Endstation – zu schlechtes Wetter. „Eines Tages werde ich den Gipfel erreichen“, ist Lhakpa Sherpa überzeugt. Bis dahin wird die Everest-Königin vorerst weiter für andere spülen und Obst schneiden.

P.S.: Um ihre Expeditionen zum Mount Everest und K2 zu finanzieren, hat Lhakpa ein Crowdfunding gestartet. Hier ist der Link.

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