Der amerikanische Bergsteiger Alex Goldfarb-Rumyantzev ist am 6209 Meter hohen Pastore Peak im Karakorum tot aufgefunden worden. Offenbar ist er abgestürzt. Das meldet Laszlo Pinter, der Sprecher der Expedition.
Ein pakistanischer Rettungshubschrauber war heute mehrfach aufgestiegen, um den Berg nach dem 57 Jahre alten Arzt aus Boston abzusuchen. An Bord des Hubschraubers waren auch die Bergsteiger John Snorri Sigurjonsson und Sajid Ali Sadpara, die in diesem Winter den K2 besteigen wollen. Zunächst entdeckte die Besatzung des Hubschraubers in dem spaltenreichen Gelände Spuren eines Zeltes. Beim dritten Flug fanden sie auch den leblosen Körper des Bergsteigers.
Szlanko kehrte um, Goldfarb blieb
Alex Goldfarb und sein ungarischer Teamkollege Zoltan Szlanko waren vor einigen Tagen zum Pastore Peak aufgebrochen, um sich dort für ihren Winterversuch am Achttausender Broad Peak zu akklimatisieren.
Der Sechstausender Pastore Peak gilt im Sommer als technisch eher leichter Trekkinggipfel, wurde im Winter aber noch nie bestiegen.
Szlanko war umgekehrt, weil ihm das spaltenreiche Gelände zu gefährlich erschien. Goldfarb bestand darauf zu bleiben. In seinem zuletzt empfangenen Funkspruch sagte Alex, er habe das letzte Hochlager vor dem Gipfelvorstoß erreicht und werde vor Samstagabend Ortszeit zurückkehren. Als er nicht auftauchte, schlug Szlanko am Sonntag Alarm. Eine erste Suche mit einer Drohne blieb erfolglos.
Corona-Patienten behandelt
Goldfarb, der nicht nur einen US-Pass besaß, sondern auch einen russischen und einen israelischen, hatte in den vergangenen Monaten in Boston vor allem COVID-19-Patienten behandelt. Neben der Medizin gehörte seine Leidenschaft den Bergen. Unter anderem bestieg er den 6962 Meter hohen Aconcagua, den höchsten Berg Südamerikas, und den Siebentausender Pik Lenin.
Im Februar 2020 erreichte Alex den Gipfel der 6814 Meter hohen Ama Dablam in Nepal, unweit des Mount Everest. Zoltan Slanko musste wegen gesundheitlicher Probleme am Gipfeltag passen und von Lager 3 aus umkehren.
„Letztlich machst du es für dich selbst“
„Was wir in den Bergen tun, machen wir meist für uns selbst“, schrieb Goldfarb nach seinem Wintererfolg an der Ama Dablam. „Es ist ein tolles Gefühl, ein direkt sichtbares Ziel zu haben, die persönliche Kompetenz, die Herausforderung, die persönliche Erfahrung auszuschöpfen, das Gefühl der Freiheit zu genießen, die klare eigene Identität jenseits künstlicher gesellschaftlicher Schichten und anderen Bullshits, sich lebendig, jung und leistungsfähig zu fühlen. Natürlich wollen wir auch Mädchen beeindrucken, natürlich sind öffentliches Interesse und Aufmerksamkeit spannend. Aber wenn du nicht erkennst, dass du letztlich das Bergsteigen für dich selbst machst, dann verpasst du vielleicht den wichtigsten Teil davon.“