„Wir fühlen uns gut und sind sehr gut akklimatisiert“, schreibt mir Tenji Sherpa, der mit seinem nepalesischen Landsmann Vinayak Jay Malla den 8163 Meter hohen Manaslu im Westen Nepals besteigen will. „Wir sind augenblicklich im Basislager, ein geplanter Ruhetag, wir warten auf das Schönwetterfenster.“ Am Wochenende sind für den achthöchsten Berg der Erde allerdings stürmische Höhenwinde vorhergesagt, die im Gipfelbereich Orkanstärke erreichen können.
„Sicherheit steht über allem“
Auch der Italiener Simone Moro und die Spanier Alex Txikon und Inaki Alvarez – die von den beiden Nepalesen Chhepal Sherpa and Kalden Phurba Sherpa unterstützt werden – warten im Basislager darauf, dass sich die Höhenstürme legen. Sie haben sich nicht nur die Winterbesteigung des Manaslu, sondern auch des vorgelagerten 7992 Meter hohen Pinnacle East vorgenommen, ohne Flaschensauerstoff.
Tenji und Vinayak wollen den Manaslu im Alpinstil besteigen. An diesem Plan habe sich nichts geändert, schreibt mir Tenji: „Wir halten an unserem ursprünglichen Ziel fest. Allerdings steht für uns die Sicherheit über allem.“
Sie hätten sich sehr über die historische erste Winterbesteigung des K2 durch ihre nepalesischen Landsleute vor knapp einer Woche gefreut, so der 29-Jährige. „Wir sind stolz auf sie. Sie haben unser ganzes Land stolz gemacht und junge nepalesische Bergsteiger motiviert.“
Neue Seilschaft am K2
Nach der Abreise des erfolgreichen K2-Gipfelteams um Nirmal Purja und Mingma Gyalje Sherpa warten die verbliebenen Bergsteiger zu Füßen des in Pakistan gelegenen zweithöchsten Bergs der Erde auf besseres Wetter. Die Südtirolerin Tamara Lunger und der Chilene Juan Pablo Mohr haben sich zu einer neuen Seilschaft zusammengeschlossen. Beide wollen den K2 ohne Flaschensauerstoff besteigen.
Mohr war mit Sergi Mingote am Berg, als der Spanier am vergangenen Samstag beim Abstieg mehrere hundert Meter abstürzte und an seinen schweren Verletzungen starb. „Jetzt haben wir einen neuen Schutzengel bei uns, der uns im Geiste auf den Berg begleiten wird“, sagte Mohr dem spanischen Bergsteigerportal desnivel.com. „Ich glaube, er hätte es gerne gesehen, wenn wir einen Gipfelversuch unternehmen.“
Lungers ursprünglicher Teampartner Alex Gavan hatte nach dem Unglück beschlossen, seine Zelte am K2 abzubrechen. „Demütig auf die Zeichen zu hören und die Botschaft zu verstehen, wenn sie überall mit großen Buchstaben geschrieben steht, hat mich in diesem Leben immer sicher und auf dem richtigen Weg gehalten“, schrieb der Rumäne auf Instagram. Tamara entschied sich hingegen dafür zu bleiben. „Der K2 bedeutet mir so viel“, begründete die 34-Jährige ihren Entschluss. „Und obwohl mich der letzte Akklimatisierungsanstieg am Berg psychologisch auf die Probe gestellt hat, bin ich überzeugt, dass alles, was ich hier erlebe, von großem Wert ist.“
Drücke allen die Daumen! Sie haben alle nach so viel harter Arbeit und großen Schicksalsschlägen eine Chance auf den Gipfel ihrer Träume verdient.