Zähes Ringen am Masherbrum

Masherbrum in Wolken
Schlechtes Wetter am Masherbrum

Marek Holecek ist nicht um originelle Bilder verlegen, wenn er die Schwierigkeiten bei seinen extremen Klettertouren beschreibt. Wie jetzt am 7821 Meter hohen Masherbrum im Karakorum in Pakistan. „Selbst eine Pferdekutsche würde in diesem Terrain müde werden“, schreibt der tschechische Bergsteiger heute auf Instagram. „Wir kommen nur im Schneckentempo voran und hoffen, dass sich die Schneeverhältnisse mit zunehmender Höhe verbessern.“

Tiefer und lockerer Schnee habe ihnen die Kräfte geraubt, so der 47-Jährige. „Das Wetter zwang uns am Nachmittag ins Zelt, da wir durch den Nebel nicht bis zur Nasenspitze sehen konnten und es leicht zu schneien begann.“ Holecek und sein Teampartner Radoslav Groh werden ihr inzwischen sechstes Biwak nach eigenen Angaben auf einer Höhe von 6800 Metern verbringen.

Ähnliche Route wie die Österreicher 1985?

Masherbrum (2004)

Wo genau sie aufsteigen, ist unklar. Zu Hause in Tschechien hatte Holecek auf seiner Website noch eine Route über den Nordgrat in Aussicht gestellt. In Pakistan sprach er dann von der Westwand, vermutlich meinte er die Nordwestwand. Denn gestern ließ er wissen, dass die Stoßrichtung nun klar sei: „Wir sind unterwegs zum Nordwestgrat.“ Das klingt, als ob die beiden Tschechen eine ähnliche Route nehmen wie die Österreicher Robert Renzler, Andreas Orgler und Michael Larcher, denen 1985 die Erstbegehung der Nordwestflanke gelungen war.

Inklusive der Erstbesteigung des Masherbrum durch die US-Amerikaner George Bell und Willi Unsoeld im Jahr 1960 endeten bisher erst vier Expeditionen damit, dass Bergsteiger den höchsten Punkt des Masherbrum auf 7821 Metern erreichten. Einem polnischen Team gelang zudem 1981 die Erstbesteigung des 7806 Meer hohen Westgipfels. Beim Abstieg erfroren zwei der drei polnischen Bergsteiger.

Seit 37 Jahren unbestiegen

Nach den Österreichern vor 37 Jahren erreichte niemand mehr den Gipfel. Die extrem anspruchsvolle Nordostwand des Masherbrum ist nach wie vor nicht durchstiegen. Unter anderen scheiterten 2014 die Österreicher David Lama, Hansjörg Auer und Peter Ortner an dieser Wand. Die Topbergsteiger Lama und Auer sowie der US-Amerikaner Jess Roskelley starben 2019 in einer Lawine in den kanadischen Rocky Mountains.

Odyssee am Baruntse

Holecek (l.) und Groh (r.) am Baruntse

Holecek und Groh haben bereits bewiesen, dass sie in der Lage sind, sich auch bei widrigsten Bedingungen durchzubeißen. Im Frühjahr 2021 eröffneten sie im Alpinstil – also ohne Flaschensauerstoff, ohne Sherpa-Unterstützung, ohne Fixseile und ohne feste Hochlager – eine neue Route durch die anspruchsvolle Nordwestwand des 7129 Meter hohen Baruntse in Nepal. Vier Tage und Nächte saßen sie bei null Sicht und teilweise orkanartigen Böen auf rund 7000 Metern fest. Insgesamt waren sie zehn Tage am Berg, ehe sie in sicheres Gelände absteigen und von dort mit einem Rettungshubschrauber ausgeflogen werden konnten.

Holecek wurde bereits zweimal mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger: 2018 für eine neue Route durch die Südwestwand des Achttausenders Gasherbrum I in Pakistan und 2020 für eine Erstbegehung in der Nordwestwand des Siebentausenders Chamlang in Nepal – beide Touren im Alpinstil mit seinem damaligen tschechischen Seilpartner Zdenek Hak.

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