Kristin Harila: 14 Achttausender in drei Monaten?

Kristin Harila

Auch wenn man über den alpinistischen Wert des Projekts die Nase rümpfen mag, zeigt Kristin Harila, was an den Achttausendern in puncto Zeit möglich ist – wenn man nicht nur einen, sondern viele starke Begleiter um sich schart, die nötige Kondition und Entschlossenheit hat, mit Flaschensauerstoff steigt, über die Normalrouten, Infrastruktur wie Helikopter nutzt und natürlich auch über das nötige Kleingeld verfügt.

Am gestrigen Montag stand die 37 Jahre alte Norwegerin auf dem 8091 Meter hohen Gipfel der Annapurna I. Kristin wurde bei diesem Gipfelerfolg von sieben Nepalesen begleitet: Tenjen (Lama) Sherpa, Pasang Nurbu Sherpa, Lakpa Temba Sherpa, Mingma Tenjing Sherpa, Pasang Sherpa, Lakpa Gyaljen Sherpa und Tashi Sherpa. Für Harila und Tenjen Sherpa war es bereits der achte Achttausender-Gipfel innerhalb von 40 Tagen.

In den nächsten Tagen zum Manaslu

Manaslu
Manaslu

Am Montag vergangener Woche hatten sie auch den 8167 Meter hohen Dhaulagiri bestiegen, dort begleitet von Lakpa Dorchi Sherpa and Nima Wangdak Sherpa. Zuvor hatten Kristin und Tenjen – mit wechselnder Teambesetzung und Anzahl der Mitglieder – die Shishapangma (26. April) und den Cho Oyu (3. Mai) in Tibet sowie dann in Nepal den Makalu (13. Mai), den Kangchendzönga (18. Mai), Mount Everest und Lhotse (beide am 23. Mai) „abgehakt“. Das will sie nun in wenigen Tagen auch noch beim 8163 Meter hohen Manaslu tun.

Im Augenblick läuft ihr Projekt wie am Schnürchen. Und Harila ist vorsichtig optimistisch, dass sie mit ihrem Team alle 14 Achttausender in der Hälfte der ursprünglich anvisierten Zeit von sechs Monaten besteigen kann. „Wenn wir jetzt noch den Manaslu machen und dann die fünf (Achttausender) in Pakistan, glaube ich, dass wir es in drei Monaten schaffen können“, sagte Kristin nach der Rückkehr von der Annapurna nach Kathmandu. Der Nepalese Nirmal Purja hatte 2019 für das gleiche Projekt im selben Stil eine Gesamtzeit von sechs Monaten und sechs Tagen vorgelegt.

Selbst formulierte Vorbildrolle

Die frühere Skilangläuferin sieht sich in einer Vorbildrolle für Bergsteigerinnen. „Ich hoffe, dass das Projekt Mädchen nach mir inspiriert und es ihnen leichter macht“, sagte Harila der Nachrichtenagentur AFP.  „Sie sehen, dass wir tatsächlich losziehen und Rekorde brechen können. Und dass wir Sponsoren bekommen und damit Geld verdienen können.“

https://twitter.com/kristin_harila/status/1663970289456234497

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Norwegerin – im selben Stil, aber mit einem anderen nepalesischen Expeditionsveranstalter – im Eiltempo zwölf der 14 Achttausender bestiegen. Dann hatten ihr die chinesisch-tibetischen Behörden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie hatten für Harila keine Ausnahme gemacht. Wegen der Corona-Pandemie waren die teilweise oder ganz in Tibet gelegenen Achttausender Mount Everest, Cho Oyu und Shishapangma drei Jahre lang für ausländische Bergsteigerinnen und Bergsteiger gesperrt gewesen. Harilas Team war in diesem Frühjahr das erste Expeditionsteam, das wieder nach Tibet einreisen durfte und Achttausender-Permits erhielt.

Update 10. Juni: Nach Angaben von Seven Summit Treks hat Kristin heute auch den Manaslu bestiegen, begleitet von sechs Nepalesen: Tenjen Sherpa, Pasang Nurbu Sherpa, Chhangba Sherpa, Kaji Sherpa, Nima Dorchi Sherpa und Sonam Tashi Sherpa.

P.S. Ihr habt euch vielleicht gewundert, warum ich in den vergangenen Tagen nichts über das 70-Jahr-Jubiläum der Everest-Erstbesteigung oder das Ende der Saison am höchsten Berg der Erde geschrieben habe. Der Grund: Ich musste erstmal emotional den Tod von Luis Stitzinger verarbeiten.

2 Antworten auf „Kristin Harila: 14 Achttausender in drei Monaten?“

  1. Also ich würde es Kristin Herila gönnen, wenn sie es wirklich in drei Monaten schafft. Zum einen, weil sie ein Newcomer der Kletterszene ist, erst seit drei Jahren das profes-sionelle Bergsteigen betreibt. Zum anderen, weil sie eine Powerfrau ist, wie eine halbe Generation vor ihr Gerlinde Kaltenbrunner mit ihrem ganz anderen Ansatz, alle ohne Extra-Sauerstoff. Alle in drei Monaten, oder alle in einem Monat, das wäre auch ein Ansatz für Rein-hold Messner gewesen, wenn nur dieser Rekord noch übrig wäre. Messners Everest ohne zusätz-lichen Sauerstoff und dann später Solo von Norden, das ist der Stoff, aus dem Träume gemacht sind. Total fantastisch ist ja auch die Idee von Jost Kobusch, der Winter-Solo-Gang. Was Kobusch schon geschafft hat, 7.300m ist in der kalten Jahreszeit unvorstellbar und ich wünsche ihm irgendwann den Erfolg. Ich hoffe alle können den Gang auf der Rasierklinge überleben, lieber Scheitern an der Vision als im Überleben scheitern. Zu traurig bin ich auch heute noch wegen des viel zu frühen und schlimmen Ablebens von Ueli Steck, der Swiss-maschine. Ich hätte ihm die Everest-Lhotse Überschreitung ohne zusätzlichen Sauerstoff zugetraut. Für ihn waren die Weltberge eine Art Kinderspielplatz, leider mit traurigem Ausgang.

  2. Ein wirklich lesenswerter Beitrag dazu wurde von Robert Bösch auf bergundsteigen.com veröffentlicht.

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