Achttausender-Sammlerinnen: Nicht ohne meine Sherpas

Broad Peak (2004)

Es hagelt weiter Erfolgsmeldungen von den Achttausendern im Karakorum, heute vor allem vom Broad Peak. Unter denen, die den 8051 Meter hohen Gipfel erreichten, waren auch die Achttausender-Sammlerinnen Kristin Harila, Adriana Brownlee und Grace Tseng. Ohne ihre Leistungen kleinreden zu wollen – ich finde, es wird allerhöchste Zeit, jene nepalesischen Bergsteiger zu würdigen, die ihre Achttausender-Aufstiege erst möglich machen.

Kristin Harila: „Meine Helden“

Kristin Harila mit Pasdawa Sherpa (l.) und Dawa Ongju Sherpa (r.)
Kristin Harila mit Pasdawa Sherpa (l.) und Dawa Ongju Sherpa (r.)

Im Falle der Norwegerin Kristin Harila, die – mit Flaschensauerstoff – alle 14 Achttausender in einem halben Jahr besteigen will, sind dies regelmäßig Pasdawa Sherpa und Dawa Ongju Sherpa. Für das Trio war der Broad Peak bei ihrer Rekordjagd auf den Spuren Nirmal Purjas Achttausender Nummer neun. In dieser Sommersaison in Pakistan hatten die drei zuvor bereits den Nanga Parbat und den K2 bestiegen.

Kristin wird nicht müde, die Rolle der beiden Sherpas, die für den Anbieter 8K Expeditions arbeiten, hervorzuheben. Nach ihrem Erfolg am K2 schrieb die 36-Jährige auf Instagram, dass Pasdawa nun den Rekord für die schnellste Besteigung der fünf höchsten Berge der Erde halte und sie die schnellste Frau auf jenen fünf Gipfeln sei. Unabhängig davon sei für sie jedoch „das Team am wichtigsten“, so Harila. Pasang und Dawa Ongju seien „Familie für mich und die stärksten Sherpas, die ich kenne“. Nach dem Erfolg am Makalu Ende Mai  hatte Kristin die beiden als „meine Helden“ bezeichnet. „Ohne euch könnte ich das nicht tun.“ Eine realistische Einschätzung.

Adriana Brownlee: „Du bist der Beste“

Adriana Brownlee mit Gelje Sherpa (l.)

Ähnlich klingt das bei der Britin Adriana Brownlee. Die Konstante bei den Achttausender-Erfolgen der 21-Jährigen ist Gelje Sherpa, der regelmäßig zum Team ihrer Sherpas gehört. „Ich könnte KEINEN dieser Berge ohne meinen Bergführer, Unterstützer und meinen coolsten besten Freund überhaupt machen. Gelje Sherpa, du bist der Beste“, schrieb Adriana Anfang Juli nach ihrem Gipfelerfolg am Nanga Parbat auf Instagram. „Deine Stärke, Entschlossenheit und immense Leidenschaft für das Bergsteigen sind es, die mich am Laufen halten, ebenso wie dein ansteckender Humor.“

Der 29 Jahre alte Gelje arbeitet meist für den Veranstalter Seven Summit Treks und ist einer der Stars unter den nepalesischen Bergsteigern. 2021 gehörte er zu den zehn Nepalesen, denen die erste Winterbesteigung des K2 gelang. Im vergangenen Winter versuchte Gelje mit einem nepalesischen Team vergeblich, eine neue Route auf der nepalesischen Seite des Cho Oyu zu eröffnen. Die Route sollte auch für kommerzielle Teams tauglich sein.

Für Brownlee war der Broad Peak nach eigener Rechnung der neunte Achttausender – eigentlich war es der achte, da sie und Gelje im vergangenen Herbst nach Angaben von Mingma Gyalje Sherpa vor dem eigentlichen Gipfel („True Summit“) des Manaslu umdrehten.

Grace Tseng: Immer mit Nima Gyalzen

Grace Tseng mit Nima Gyalzen Sherpa (l.)

Der Sherpa an der Seite von Tseng Ko-erh, genannt „Grace“ Tseng, heißt Nima Gyalzen. Bei allen Achttausender-Besteigungen der Taiwanesin war der Chef und Gründer des Anbieters Dolma Outdoor Expedition mit von der Partie, auch in diesem Sommer – mit Ningma Dorje Tamang – am Nanga Parbat, K2 und Broad Peak. Auf den Gipfeln der beiden letztgenannten Achttausender stand die 29 Jahre alte Taiwanesin nach Angaben von Dolma innerhalb einer Woche jeweils ohne Flaschensauerstoff – während  ihre beiden nepalesischen Begleiter Atemmasken trugen. Laut Tseng war der Broad Peak ihr neunter Achttausender. Den Manaslu zählt sie nicht mit, da auch sie 2019 nicht auf dem „True Summit“ stand. Anders als die Norwegerin Harila und der Britin Brownlee erwähnt die Taiwanesin allerdings ihre Sherpa-Begleiter in ihren Posts in den sozialen Netzwerken eher selten. Im vergangenen Winter hatte sie sich von einem siebenköpfigen Team auf den K2 bringen lassen wollen, der Versuch scheiterte jedoch.

Al Thani: „Geholfen, größer zu träumen“

Asma Al Thani (r.) mit Nirmal Purja am Manaslu
Asma Al Thani (r.) mit Nirmal Purja

Eine weitere Achttausender-Sammlerin hat einen „persönlichen“ Nepalesen als Begleiter am Berg. Scheicha Asma Al Thani aus der Herrscherfamilie Katars wird regelmäßig von Nirmal „Nims“ Purja geführt – sowie von weiteren Mitarbeitern von dessen Unternehmen Elite Expeditions. Am vergangenen Freitag standen Purja und Al Thani auf dem Gipfel des K2. Es war der sechste Achttausender (fünf davon mit Flaschensauerstoff) für die 33 Jahre alte Prominente aus Katar. Im Gegensatz zu den vorgenannten Frauen stand sie im Herbst 2021 auf dem wirklich höchsten Punkt des Manaslu – Al Thani verzichtete bei diesem Anstieg auf eine Atemmaske.

Seitdem sich die Scheicha Nims, dem Star der nepalesischen Bergsteiger, anvertraut hat, läuft es für sie. Gemeinsam bestiegen sie auch die Ama Dablam in Nepal, den Mount Vinson in der Antarktis und den Denali in Alaska.

Al Thani verleugnet ihre starken Unterstützer nicht. Nach ihrem Gipfelerfolg am K2 bedankte sie sich via Instagram bei „allen hart arbeitenden Bergführern von Elite Expeditions, die dies möglich gemacht haben“ sowie bei Purja, „der mir geholfen hat, größer zu träumen und diese mit Disziplin zu erfüllen“.

Update 1. August: Adriana Brownlee und Gelje Sherpa haben nach eigenen Angaben auch den K2 bestiegen. „Gelje und ich wollten eigentlich einen Gipfelversuch ohne Flaschensauerstoff machen“, schreibt Ariana auf Instagram. Aber nachdem wir auf 8000 Metern angekommen waren und ohne (zusätzlichen Sauerstoff) geschlafen hatten, hörte der Schneefall in der Nacht einfach nicht mehr auf. Und es war dann unmöglich für uns, ohne Flaschensauerstoff zu spuren.“

Eine Antwort auf „Achttausender-Sammlerinnen: Nicht ohne meine Sherpas“

Kommentare sind geschlossen.

Social media & sharing icons powered by UltimatelySocial
error

Enjoy this blog? Please spread the word :)