Einmal mehr war der höchste Punkt der Erde an den vergangenen beiden Tagen ein viel besuchter. Nach Angaben des nepalesischen Tourismusministeriums erreichten am Sonntag mehr als 170 Menschen den Gipfel des Mount Everest, am Montag dürften mehr als 100 dazugekommen sein. Auch vom Lhotse wurden Dutzende Gipfelerfolge gemeldet. Wang Dorchi Sherpa, der für den russischen Expeditionsveranstalter 7Summits Club arbeitete, starb in der Nähe des knapp 8000 Meter hohen Everest- Südsattels. Über die Todesursache wurde zunächst nichts mitgeteilt. Es war der vierte Todesfall der Frühjahrssaison.
Unter denen, die den Gipfel des Mount Everest erreichten – übrigens wohl allesamt mit Flaschensauerstoff –, war auch der blinde Chinese Zhang Hong. Der 45-Jährige war nach dem US-Amerikaner Erik Weihenmayer und dem Österreicher Andy Holzer der dritte blinde Bergsteiger auf dem höchsten Berg der Erde. Ebenfalls auf dem Dach der Welt auf 8849 Metern stand der frühere NHL-Football-Profi Mark Pattison, der damit seine Sammlung der Seven Summits, der höchsten Berge aller Kontinente, komplettierte.
Mountain Trip zieht die Notbremse
Nach dem österreichischen Veranstalter Furtenbach Adventures brach mit dem US-Anbieter Mountain Trip das zweite Unternehmen seine Everest-Expedition mit Verweis auf den Corona-Ausbruch ab. „Unser Sherpa-Team wurde von COVID schwer getroffen. Sechs Sherpas wurden mit Hubschraubern evakuiert“, teilte der Veranstalter mit. Durch den Ausfall habe man nicht mehr die „Sicherheitsmarge, die wir für unsere Gäste dort oben benötigen“. Mountain Trip hatte nach eigenen Worten ursprünglich geplant, nach Lukla zu trekken, werde jetzt aber ausfliegen: „Wir haben von vielen Problemen in den tiefer gelegenen Dörfern des Khumbu erfahren. Namche (Bazaar), Kunde und Khumjung sind praktisch alle abgeriegelt, um die Ausbreitung des Virus zu unterdrücken.“
Höhere Infektionsrate als in Indien
In ganz Nepal sind aktuell nach Angaben der Regierung mehr als 115.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Am Montag registrierten die Behörden 7720 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden, 185 Menschen starben an COVID-19. Seit Beginn der Pandemie infizierten sich mehr als 520.000 Menschen, 6531 Corona-Todesfälle wurden beklagt. Wegen der geringen Testkapazitäten muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden.
Wie dramatisch die aktuelle Corona-Lage in Nepal ist, zeigte vor wenigen Tagen eine Analyse der Johns Hopkins Universität in den USA, die weltweit die registrierten COVID-19-Daten erfasst. Danach lag die Neu-Infektionsrate in Nepal gemessen an der Bevölkerungszahl sogar höher als in Indien.