Achttausender-Winterexpeditionen in den Startlöchern

Jost Kobusch vor seinem Zelt im Everest-Basislager
„Ich schwöre, das ist das Base Camp. Das ganze Base Camp und nichts als das Base Camp!“, schreibt Jost Kobusch

Weihnachten im Schnee – das gilt auf jeden Fall für die meisten Bergsteiger, die sich in diesem Winter Projekte an Achttausendern vorgenommen haben. Jost Kobusch traf am Montag im Everest-Basislager ein. Nach seinem Versuch im vorletzten Winter geht der 29 Jahre alte Deutsche zum zweiten Mal sein Projekt an, im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff über den Lho La, einen 6000 Meter hohen Pass zwischen Nepal und Tibet, den Westgrat und das in der Nordwand gelegene Hornbein-Couloir Richtung Everest-Gipfel aufzusteigen. Bei seinem ersten Solo-Anlauf auf dieser Route hatte Jost im Februar 2020 eine Höhe von 7366 Metern erreicht. Diesmal hat er sich als Ziel die 8000-Meter-Marke gesetzt.

Zur Akklimatisierung war er im Westen Nepals unterwegs. Dort gelang ihm am 30. November mit seinem deutschen Landsmann Nicolas Scheidtweiler die Erstbesteigung des 6465 Meter hohen Purbung.

Zur Vorbereitung auf die Ama Dablam

Simone Moro auf dem Gipfel der Ama Dablam
Simone Moro auf dem Gipfel der Ama Dablam (im Hintergrund Everest und Lhotse)

Der Italiener Simone Moro hat sich für seinen Winterversuch am Manaslu im Everest-Gebiet akklimatisiert. Dort bestieg er mit seinem nepalesischen Begleiter Pasang Rinzee Sherpa erst den 6119 Meter hohen Lobuche East und dann am Montag die 6812 Meter hohe Ama Dablam.

Alex Txikon im Manaslu-Basislager
Alex Txikon im Manaslu-Basislager

Simone will in diesem Winter gemeinsam mit dem Spanier Alex Txikon den 8163 Meter hohen Manaslu besteigen und nach Möglichkeit im Anschluss auch noch den vorgelagerten 7992 Meter hohen Pinnacle East. Für den 54-Jährigen ist es der vierte Winterversuch am Manaslu, für den 40 Jahre alten Txikon der zweite. Alex erreichte gestern das Basislager am Manaslu auf 4850 Metern.

Göttler und Co. an der Rupalwand des Nanga Parbat

David Göttler im Winter 2014 am Nanga Parbat

Während die beiden Winterversuche am Everest und Manaslu schon seit Längerem bekannt waren, kam die Nachricht von der Ankunft des deutschen Bergsteigers David Göttler, des Italieners Hervé Barmasse, des US-Amerikaners Mike Arnold und des Pakistaners Qudrat Ali im Norden Pakistans überraschend. Angeblich wollen sie sich an der 4500 Meter hohen Rupalwand versuchen, der Südwestwand des 8125 Meter hohen Nanga Parbat.

Für Göttler ist es der zweite Winterversuch an diesem Achttausender. 2014 war David auf der sogenannten Schell-Route (benannt nach dem Österreicher Hanns Schell, der 1976 dort aufstieg) bis zum Mazeno-Grat auf 7200 Metern gelangt, ehe er wegen schlechten Wetters umgekehrt war. Dass Göttler seinen neuen Versuch nicht vorher öffentlich machte, passt zu dem 43-Jährigen, der sich gerne über die vielen „Ankündigungsbergsteiger“ aufregt und selbst eher nach dem Motto verfährt: Erst machen, dann darüber reden.

Mit dem 44 Jahre alten Hervé Barmasse war David im Frühjahr 2017 in Tibet durch die Südwand des Achttausenders Shishapangma geklettert. Mit dem 34 Jahre alten Mike Arnold, der im italienischen Aosta-Tal lebt, war Göttler schon im Mont-Blanc-Massiv unterwegs. Die beiden haben denselben Sponsor und sind erstmals gemeinsam auf Expedition. Der 52 Jahre alte Qudrat Ali gehört zu den erfahrensten Höhenbergsteigern Pakistans. Mit dem Nanga Parbat, dem Broad Peak sowie Gasherbrum I und II hat er vier der fünf Achttausender seines Heimatlandes bestiegen. Auch Wintererfahrung hat der 52-Jährige reichlich: Unter anderem versuchte er sich 2008 und 2009 in der kalten Jahreszeit vergeblich am Broad Peak.

Kommerzielle Expedition am K2

Cho Oyu (vom Gokyo Ri aus)

Weihnachten ohne Schnee wird aller Voraussicht nach der nepalesischen Bergsteiger Gelje Sherpa verbringen. Der 29-Jährige plant den Beginn seiner Cho-Oyu-Winterexpedition erst für den 15. Januar. Wie berichtet, will der „Mountain Tiger“ mit einem Team nepalesischer Bergsteiger eine neue Route auf der nepalesischen Seite des 8188 Meter hohen Bergs eröffnen, die auch für kommerzielle Expeditionen tauglich ist. Im Gegensatz zu den Winterbergsteigern am Everest, Manaslu und Nanga Parbat wird Gelje wohl mit Flaschensauerstoff unterwegs ein.

K2 mit Windfahne (2004)

Das gilt auch für die kommerzielle Expedition, die sich in diesem Winter am K2 in Pakistan versuchen will. Sieben nepalesische Bergsteiger unter Leitung von Nima Gyalzen Sherpa wollen die taiwanesische Kundin Tseng Ko-Erh, auch „Grace“ Tseng genannt, zum Gipfel auf 8611 Metern führen. Die 28-Jährige hat bereits auf fünf Achttausendern gestanden, zuletzt im vergangenen Herbst auf dem Dhaulagiri und dem Kangchendzönga.

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