Viel hat nicht gefehlt zur Erstbesteigung des 7453 Meter hohen Muchu Chhish im Karakorum in Pakistan. Die beiden Tschechen Tomas Petrecek und Radoslav Groh gelangten – ohne Flaschensauerstoff – bis auf eine Höhe von 7200 Metern, bissen sich dann aber an der Gipfelzone die Zähne aus.
„Überall tonnenweise Mini-Schneebälle, durch die man weder gehen noch sich hindurchgraben oder klettern kann. Eine solche Überraschung erwartete uns unterhalb des Gipfels des Muchu Chhish, kurz vor dem Ziel unserer Expedition“, ließ das Team wissen. „Drei Tage lang versuchten wir, diese Masse irgendwie zu durchdringen, aber vergeblich. Wir hatten keine Kraft mehr für weitere Versuche, und nach reiflicher Überlegung zogen wir es vor, wieder abzusteigen.“
Dritter gescheiterte Anlauf
Zuvor hatte Pavel Korinek den höhenkranken Pavel Bem, einst Oberbürgermeister von Prag, den Berg hinuntergeleitet und anschließend versucht, wieder zu Petrecek und Groh aufzusteigen. Nach einer Woche in großer Höhe und den großen Anstrengungen im Gipfelbereich machten sich auch bei den beiden Bergsteigern milde Symptome der Höhenkrankheit bemerkbar. Sie beendeten ihren Gipfelversuch.
Es war der dritte gescheiterte Anlauf der Tschechen am Muchu Chhish. Beim ersten Versuch 2020 waren sie bis auf eine Höhe von 6300 Metern gelangt, beim zweiten im Jahr 2021 bis auf 6600 Meter. Damit bleibt der Muchu Chhish vorerst der zweithöchste noch unbestiegene Berg der Welt. Der höchste ist der 7570 Meter hohe Gankhar Puensum an der Grenze zwischen Bhutan und China. In Bhutan gelten die Berge als Wohnsitz der Götter und dürfen deshalb seit 2004 generell nicht mehr bestiegen werden.
Wird es einen vierten Versuch der Tschechen geben? „‚Zurück zum Muchu‘ klingt im Moment noch wie ein Schimpfwort, aber vielleicht legt sich das ja, wenn wir alle wieder richtig gegessen haben“, verkündeten die tschechischen Bergsteiger nach ihrem neuerlichen Abenteuer im Karakorum. Die Erstbesteigung wäre ihnen wirklich zu gönnen. Sie sind in sauberem Stil geklettert, haben wieder alles gegeben, sind letztlich aber an den Bedingungen am Berg gescheitert. So ergeht es echten Alpinisten häufig. Aber allein der Versuch ist aller Ehren wert.
Hiraide und Nakjima eröffnen neue Route am Tirich Mir
Apropos echter Alpinismus. Nach Angaben ihres Sponsors Ishii Sports meisterten die Japaner Kazuya Hiraide und Kenro Nakajima erstmals die Nordwand des 7708 Meter hohen Tirich Mir, des höchsten Bergs im Hindukusch. Weitere Details sind noch nicht bekannt.
Die beiden sind für ihren sauberen Kletterstil bekannt. 2019 gelang ihnen in Pakistan die Erstbegehung der Südwand des 7788 Meter hohen Rakaposhi. Dafür wurden sie mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“. 2017 kletterten sie als Erste durch die Nordostwand des 7611 Meter hohen Shispare.
Stefan: wo ist dieser tolle Berg genau ?
Der Muchu Chhish gehört zum Batura-Muztagh-Massiv, dessen höchster Gipfel der Batura Sar (7795 Meter) ist. Das Massiv liegt westlich des Hunza-Tals.