Thomas Huber: „Ich brauche keinen Achttausender“

Thomas Huber, 2015
Thomas Huber

Wenn Thomas Huber über die Freiheit in den Bergen redet, leuchten seine Augen. „Berge sind so viel mehr als nur ein Name, eine Besteigung oder ein Rekord“, sagt mir der ältere der beiden „Huberbuam“. „Berge geben dir die Möglichkeit, etwas ganz Besonderes zu finden. In dir selbst. Deine innere Freiheit.“ 57 Jahre ist Thomas inzwischen alt. Nach dem Verlust seines Jagdhunds Cerro, der im vergangenen Winter überfahren wurde, entschloss er sich, in diesem Jahr auf Expeditionen zu verzichten. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, seinen neuen Hund Torre auszubilden – und bergsteigerisch gewissermaßen zu seinen Wurzeln zurückzukehren, dem extremen Klettern.

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Paul Ramsden nach weiterer Sechstausender-Erstbesteigung in Nepal: „Alles andere als Alpinstil ist Betrug“

Auf- und Abstiegsroute von Paul Ramsden und Tim Miller am Surma Sarovar
Auf- und Abstiegsroute von Paul Ramsden und Tim Miller am Surma-Sarovar im Westen Nepals

Paul Ramsden und Tim Miller haben es wieder getan: Den beiden Briten gelang in diesem Herbst in Nepal eine weitere Erstbesteigung eines Sechstausenders – im Alpinstil (ohne Flaschensauerstoff, ohne Sherpa-Unterstützung, ohne Fixseile und ohne feste Hochlager) und auf einer schwierigen Route. Paul und Tim kletterten ganz im Westen des Landes durch die Nordwand des Surma-Sarovar. Der 6574 Meter hohe Berg liegt im Salimor-Khola-Tal im Gurans Himal, nahe der Grenze Nepals zu Tibet und Indien. „Wahrscheinlich der abgelegenste Ort, an dem ich je war, und es gelang uns, eine tolle Route zu klettern“, schreibt mir Paul nach seiner Rückkehr aus Nepal. Damit ist ihm und Miller ein weiteres Glanzstück des Alpinismus gelungen.

Eigentlich hatte ich Paul vor drei Wochen einige Fragen anlässlich der Verleihung der Piolets d’Or am 15. November in Briancon geschickt. Pauls Frau informierte mich daraufhin, dass er und Tim noch in Nepal unterwegs seien. Ramsden und Miller erhalten den „Oscar der Bergsteiger“ – wie berichtet – für ihre Erstbesteigung des 6563 Meter hohen Jugal Spire in Nepal im vergangenen Jahr. Paul ist der erste Bergsteiger, der bereits zum fünften Mal mit dem renommierten Preis ausgezeichnet wird. Hier sind die Antworten des 54 Jahre alten Top-Bergsteigers aus Yorkshire in Nordengland.

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Anurag Maloo, der Überlebende von der Annapurna: „Keinen Berg auf die leichte Schulter nehmen“

Anurag Maloo
Anurag Maloo

„Wir haben im vergangenen Jahr am Manaslu und in diesem Jahr an der Shishapangma gesehen, dass selbst der einfachste Berg zum schwierigsten werden kann, je nach Wetterlage oder anderen Umständen“, sagt mir Anurag Maloo. „Bergsteigen ist kein Wettrennen, es ist deine eigene individuelle Reise zu den Bergen, auf die du steigst. Du solltest dich nicht mit anderen vergleichen, egal ob es um die 14 Achttausender oder die Seven Summits oder was auch immer geht. Die Leute sollten nicht das Gefühl haben, dass sie in einem Wettbewerb stehen.“

Der indische Bergsteiger bezog sich mit seiner Äußerung zum einen auf die Lawinenunglücke im Herbst 2022 am Achttausender Manaslu im Westen Nepals , bei denen die Nepalesen Anup Rai und Dawa Chhiring Sherpa sowie die amerikanische Skibergsteigerin Hilaree Nelson ums Leben gekommen waren.

Zum anderen aber auch auf die Lawinenabgänge vom vergangenen Samstag an der Shishapangma in Tibet, bei denen die US-Amerikanerin Anna Gutu und ihr nepalesischer Bergführer Mingmar Sherpa sowie Gina Marie Rzucidlo, ebenfalls aus den USA, und ihr nepalesischer Bergführers Tenjen „Lama“ Sherpa ihre Leben verloren hatten. Andere vor Ort – wie die pakistanische Bergsteigerin Naila Kiani – hatten später von einem regelrechten Wettlauf der beiden US-Amerikanerinnen mit harten Bandagen berichtet. Beide hätten unbedingt die erste Frau aus den USA auf allen 14 Achttausendern sein wollen.

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Willi Steindl zur ausgebliebenen Bergung von Muhammad Hassan am K2: „Man muss es halt wollen“

Willi Steindl mit der Familie Muhammad  Hassans
Willi Steindl mit der Familie Muhammad Hassans

Der Tod des pakistanischen Hochträgers Muhammad Hassan Ende Juli im oberen Bereich des K2 sorgt weltweit für Diskussionen. Vor allem zwei Fragen beschäftigen auch Menschen, die sich eigentlich kaum oder gar nicht für Bergsteigen interessieren. Wie konnten Dutzende Bergsteigerinnen und Bergsteiger am zweithöchsten Berg der Erde einfach über Hassan hinwegsteigen, obwohl er offensichtlich noch lebte? Warum versuchte niemand, ihn von der Unglücksstelle oberhalb des sogenannten „Flaschenhalses“ – einer extrem steilen Passage auf 8200 Metern, direkt unterhalb riesiger überhängender Gletschertürme – hinunterzubringen?

Der Österreicher Wilhelm Steindl hat die Diskussion mit angestoßen. Er gehörte zum Team des Expeditionsveranstalters Furtenbach Adventures, das wegen zu großer Lawinengefahr unterhalb des Flaschenhalses umdrehte. Steindl und der deutsche Kameramann Philip Flämig sichteten später Video-Material, das Flämig mit einer Drohne aufgenommen hatte. Sie sahen darauf, dass Hassan offenkundig auch noch Stunden nach seinem Unfall lebte, während zahlreiche Bergsteigerinnen und Bergsteiger an ihm vorbei gingen oder über ihn stiegen. Steindl und Flämig besuchten nach dem Ende der Expedition Hassans Familie und überbrachten den Hinterbliebenen Geld, das sie gesammelt hatten. Steindl hat inzwischen eine Internet-Spendenaktion (hier klicken) gestartet, um der Familie des verstorbenen Trägers auch in der Zukunft finanziell unter die Arme zu greifen.

In Kirchberg in Tirol führt Steindl ein Hotel. Bis zu seinem 18. Lebensjahr fuhr er Autorennen. „Dann scheiterte meine Rennfahrer-Karriere, weil Sponsoren fehlten“, erzählt mir Willi. Ich habe mit dem österreichischen Bergsteiger, der an diesem Samstag 31 Jahre wird, über den Gipfeltag am K2 gesprochen.

Willi, wie hast du persönlich die Situation im Gipfelbereich des K2 an jenem 27. Juli erlebt?

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Simon Messner über die Erstbesteigung des Siebentausenders Yermanendu Kangri: „Ungemein starkes Erlebnis“

Simon Messner (r.) und Martin Sieberer im Zelt
Simon Messner (r.) und Martin Sieberer

Die Sommersaison im Karakorum neigt sich dem Ende zu. Am gestrigen Donnerstag erreichten nach Schätzungen rund 90 Teilnehmende kommerzieller Expeditionen den Gipfel des K2, des zweithöchsten Bergs der Erde. Rund die doppelte Anzahl hatte einen Gipfelversuch gemacht. Damit herrschten am K2 – wie schon im Sommer 2022 – Everest-Verhältnisse. Der pakistanische Bergsteiger Muhammad Hassan kam ums Leben, angeblich traf ihn ein abgebrochenes Eisstück im sogenannten Flaschenhals, der gefährlichen Schlüsselstelle auf rund 8000 Metern. Angesichts der Masse an Menschen, die dort unterwegs waren, und den Staus, die sich bildeten, verwundert es, dass nicht noch mehr Menschen zu Schaden kamen. Aus meiner Sicht war es einfach nur Glück, denn im Flaschenhals herrscht fast immer Lawinengefahr.

Einsam und in ganz anderem Stil als die Gipfelanwärter am K2 waren in diesem Sommer der 32 Jahre alte Südtiroler Simon Messner und der 35 Jahre alte Österreicher Martin Sieberer im Karakorum unterwegs. Wie berichtet, setzten sie mit der Erstbesteigung des nach ihren Messungen rund 7180 Meter hohen Yermanendu Kangri ein Glanzlicht, das sich vom Mainstream-Höhenbergsteigen der kommerziellen Expeditionen deutlich absetzte. Die beiden erreichten den Gipfel im Alpinstil, also ohne Flaschensauerstoff, ohne Hochträger, ohne feste Hochlager und ohne Fixseile. Um schneller zu sein, verzichteten sie darauf, sich anzuseilen. Ich habe Simon zu dem Coup befragt.

Herzlichen Glückwunsch zur Erstbesteigung des Yermanendu Kangri. Hattet ihr vor eurem Gipfelvorstoß die mögliche Route sorgfältig ausgekundschaftet oder wart ihr eher spontan unterwegs?

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Anja Blacha nach ihrem Gipfelerfolg am Nanga Parbat: „Emotional bewegender Abstieg“

Anja Blacha

Anja Blacha ist Superwomen“, sagte Wladimir Klitschko vor drei Jahren in seinem Videoblog „Klitschkos Corner“ . Nicht nur der frühere Profi-Boxweltmeister aus der Ukraine war von der deutschen Abenteurerin schwer beeindruckt. Zur Jahreswende 2019/2020 war Anja Blacha mit Skiern – solo und ohne Unterstützung – 1381 Kilometer weit vom Rand der Antarktis bis zum Südpol gewandert. 2019 war sie die erste deutsche Frau, die den Gipfel des K2 erreichte, des zweithöchsten Bergs der Erde. Sie verzichtete dabei auf Flaschensauerstoff. Im selben Sommer stand sie, ebenfalls ohne Atemmaske, auf dem benachbarten Achttausender Broad Peak. Den Mount Everest hat sie – mit zusätzlichem Sauerstoff – sowohl von der tibetischen Nordseite (2017) als auch von der nepalesischen Südseite (2021) aus bestiegen. Bereits 2017 hatte sie ihre Sammlung der „Seven Summits“ komplettiert, der höchsten Berge aller Kontinente.

Am 2. Juli stand Anja nun – wie berichtet – auf dem 8125 Meter hohen Gipfel des Nanga Parbat in Pakistan – ohne Flaschensauerstoff und ohne Sherpa-Begleiter, wie der nepalesische Expeditionsanbieter Seven Summit Treks verkündete. Von einer Solo-Besteigung zu reden, wäre jedoch falsch. Auch die 33 Jahre alte Deutsche nutzte die vorher auf der Normalroute gelegten Fixseile. Nach ihrem Gipfelerfolg habe ich Anja fünf Fragen geschickt. Hier sind ihre Antworten:

Anja, zunächst einmal einen herzlichen Glückwunsch zu deiner Besteigung des Nanga Parbat. Wie waren die Bedingungen am Gipfeltag?

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Jost Kobusch: „Am Gipfel des Denali war ich am Limit“

Jost Kobusch im Messner-Couloir am Denali
Jost Kobusch im Messner-Couloir am Denali

Seine Erschöpfung hört man ihm nicht an. Als ich Jost Kobusch telefonisch in Chamonix erreiche, sprudeln die Worte aus dem 30 Jahre alten deutschen Bergsteiger nur so heraus. Vor knapp zwei Wochen gelang Jost eine Solo-Winterbesteigung des Denali, über das Messner-Couloir, das im Winter noch nie begangen wurde. Mit 6190 Metern ist der Denali, der früher Mount McKinley genannt wurde, der höchste Berg Nordamerikas und damit einer der Seven Summits. Wegen seiner Lage in Alaska, hoch im Norden, gilt er als einer der kältesten Berge der Welt.

In den vergangenen Jahren hatte Kobusch mit seinen Winterversuchen am Mount Everest Schlagzeilen gemacht. Sein Ziel: den höchsten Berg der Erde im Alleingang und ohne Flaschensauerstoff zu besteigen, über die selten begangene Route via Westgrat und Hornbein-Couloir zum Gipfel auf 8849 Metern. Im ersten Anlauf war er im Winter 2019/2020 bis zur Westschulter auf gut 7300 Metern gelangt, im Winter 2021/2022 war wegen des starken Winds auf knapp 6500 Metern Endstation.

Jost, zunächst einmal Glückwunsch zu deiner Winterbesteigung des Denali. Wie fühlst du dich körperlich?

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Tom Matthews nach Everest-Wissenschaftsexpedition: „Ein Gefühl der Demut“

Neue Wetterstation am Bishop Rock nahe dem Gipfel des Mount Everest
Neue Wetterstation am so genannten „Bishop Rock“ nahe dem Gipfel des Mount Everest

Dem Everest-Basislager auf der nepalesischen Südseite des Bergs schmilzt der Boden weg. Deshalb erwägt das Tourismusministerium in Kathmandu, künftig den Standort des Lagers vom Gletscher weg auf eisfreien Untergrund zu verlegen. Angeblich steht das Gelände hinter der letzten bewohnten Siedlung Gorak Shep zur Diskussion, auf rund 5200 Metern Höhe – zu Füßen des beliebten Hügels Kala Patthar (5645 Meter), von dessen höchstem Punkt aus viele Trekkingtouristen den Blick auf den Mount Everest genießen. Auslöser für den möglichen Umzug des Basislagers sind die Auswirkungen des Klimawandels.

„Ich erinnere mich noch gut daran, wie das Küchenpersonal vor nicht allzu vielen Jahren große Eisbrocken sammelte und in riesigen Töpfen kochte, um Wasser zu erlangen. Heutzutage können wir das Wasser direkt vom Khumbu-Gletscher holen“, schreibt Khimlal Gautam im Portal „Everest Chronicle“. Der Landvermesser, der 2011 und 2019 auf dem Everest stand, verbrachte die gesamte zurückliegende Frühjahrssaison im Basislager – als Mitglied jener Kommission des nepalesischen Tourismusministeriums, die jetzt empfahl, das Basislager in tiefere Regionen zu verlegen.

Der britische Klimawissenschaftler Tom Matthews stand in diesem Frühjahr auf dem Gipfel des Mount Everest auf 8849 Metern. Der 35-Jährige montierte mit Teamkollegen der National-Geographic-Wissenschaftsexpedition auf einer Höhe von 8810 Metern eine Wetterstation. Im Frühjahr 2019 hatte Tom bereits eine Station am so genannten „Balkon“ auf 8430 Metern installiert, die aber nur einige Monate überlebt hatte. Matthews hat meine Fragen beantwortet.

Tom, wie war es für dich als Wissenschaftler, auf dem höchsten Punkt der Erde zu stehen?

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David Göttler: „Allein am Gipfel des Mount Everest“

David Göttler auf dem Gipfel des Mount Everest (mit einer Maske, um den Atem zu befeuchten)

Seine Taktik ist voll aufgegangen. „Ich habe immer gesagt, ich brauche ein Jahr mit einem langen Schönwetterfenster“, sagt mir David Göttler, „damit all die anderen Expeditionen schon am Berg waren, bevor ich loslege.“ Wie gestern berichtet, hatte der 43 Jahre alte deutsche Profibergsteiger am Samstag den Gipfel des Mount Everest auf 8849 Metern erreicht: ohne Flaschensauerstoff – und ohne Sherpa-Unterstützung. Bis auf jene, dass auch Göttler die Fixseile nutzte, die ein Sherpa-Team für die kommerziellen Teams gelegt hatte, um die Normalroute zu sichern.

Nach zwei gescheiterten Versuchen in den Jahren 2019 und 2021 stand David nun auf dem höchsten Punkt der Erde. Es war sein sechster Achttausender-Gipfelerfolg ohne Flaschensauerstoff nach Gasherbrum II (2006), Broad Peak (2007), Dhaulagiri (2008), Lhotse (2009) und Makalu (2013). 2017 hatte Göttler mit dem Italiener Hervé Barmasse die Südwand der Shishapangma durchklettert – ehe sie ihren Aufstieg fünf Meter unter dem Gipfel wegen zu hoher Lawinengefahr gestoppt hatten.

An Tag zwei nach seinem Everest-Gipfelerfolg habe ich mit David gesprochen.

Erst einmal einen ganz herzlichen Glückwunsch zu deiner Everest-Besteigung ohne Atemmaske. Wie viele Etappen hatte dein Gipfelvorstoß?

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Hans Wenzl nach dem Annapurna-Erfolg: „Ohne Risiko geht es nicht“

Ziel erreicht: Hans Wenzl auf der Annapurna

Im Gegensatz zu den beiden Bergsteigern, mit denen er zum Gipfel der Annapurna aufbrach, wird Hans Wenzl ohne Erfrierungen von dem Achttausender im Westen Nepals heimkehren. Wie berichtet, erreichte der 51 Jahre alte Österreicher am vergangenen Donnerstag den 8091 Meter hohen Gipfel – und kehrte auch wieder wohlbehalten ins Basislager zurück. Es war Wenzls zehnter Achttausender, den er ohne Atemmaske bestieg.

Der Italiener Giampaolo Corona und der Schwede Tim Bogdanov, mit denen sich Hans im Aufstieg zusammengeschlossen hatten, erreichten zwar ebenfalls den Gipfel, mussten im Abstieg aber per Hubschrauber aus großer Höhe gerettet werden. Hans Wenzl hat nach seiner Rückkehr ins Basislager meine Fragen beantwortet.  

Hans, wann lässt du nach deinem zehnten Achttausender-Erfolg die Sekt- oder Kronkorken fliegen?

Zum Feiern habe ich erst Lust, wenn ich wieder in Kathmandu bin. Im Basislager war mir nicht danach zumute – zumal diesmal zwei meiner Freunde noch am Berg waren und wir nicht wussten, wie es für sie ausgeht.

Wie war das für dich, dort oben auf dem Gipfel auf 8091 Metern? Was ging dir durch den Kopf?

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Simone Moro vor Manaslu-Winterversuch: „Alle Optionen sind offen“

Simone Moro im Khumbu

Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das scheint sich Simone Moro gedacht zu haben. Der italienische Bergsteiger ist so früh wie noch nie zu einer Winterexpedition im Himalaya aufgebrochen. Der 54-Jährige hält sich bereits im Khumbu-Gebiet, der Region um den Mount Everest auf. An der 6812 Meter hohen Ama Dablam will sich Simone für sein eigentliches Ziel akklimatisieren, das er – wie im vergangenen Winter – gemeinsam mit dem Spanier Alex Txikon realisieren will: die Winterbesteigung des 8163 Meter hohen Manaslu im Westen Nepals und nach Möglichkeit auch noch des 7992 Meter hohen vorgelagerten Pinnacle East.

Diese spektakuläre Traverse war erstmals den beiden Polen Jerzy Kukuczka und Artur Hajzer im November 1986 gelungen, also im Herbst. Auch die erste Winterbesteigung des Manaslu – ohne Traverse – ging auf das Konto von Polen: Maciej Berbeka and Ryszard Gajewski erreichten im Januar 1984 den Gipfel. 

Moro ist ein echter Winterspezialist: Ihm gelangen vier Wintererstbesteigungen von Achttausendern, so viele wie keinem anderen Bergsteiger: Shishapangma (2005), Makalu (2009), Gasherbrum II (2011) und Nanga Parbat (2016). Der Italiener hat meine Fragen beantwortet:

Simone, wie erlebst du Nepal aktuell – vor dem Hintergrund der nach wie vor andauernden Corona-Pandemie?

Hier fühlt es sich ruhig und sicher an. Und die Menschen sind optimistisch, was die kommende Saison angeht.

Du wirst dich bereits zum vierten Mal im Winter am Manaslu versuchen – die ersten drei Anläufe, 2015 (mit Tamara Lunger), 2019 (mit Pemba Gyalje Sherpa) und im vergangenen Winter (mit Alex Txikon) waren erfolglos. Was hast du aus diesen gescheiterten Versuchen gelernt?

Simone Moro am Manaslu
Simone im vergangenen Februar am Manaslu

Dass es bequemer wäre, die falsche Winter-Regel anzuwenden, die den 1. Dezember zum Winterbeginn erklärt, aber ich schummle nicht gerne. Alle drei bisherigen Versuche am Manaslu begannen nach dem 21. Dezember, und in den drei Wochen davor herrschte perfektes Wetter. Aber diese Tage gehören zum Spätherbst. Diesmal bin ich also hier, um mich in den wunderbaren ersten 20 Dezembertagen besser zu akklimatisieren, und dann gehe ich zum Manaslu-Basislager-Basislager.

In der Herbstsaison wurde viel über den „wirklichen“ Manaslu-Gipfel gesprochen, den die meisten Bergsteiger in den vergangenen Jahrzehnten nicht erreicht haben, weil sie auf einem der Vorgipfel stoppten. Wie wichtig ist es für dich, diesen allerhöchsten Punkt am Ende des Gipfelgrats zu erreichen?

Natürlich gibt es auf jedem Berg nur einen Hauptgipfel. Aber ich habe immer die Entscheidung eines jeden Bergsteigers respektiert. Niemand muss für die Meinung anderer ein zusätzliches Risiko eingehen. Aber gleichzeitig ist es wichtig, ehrlich zu erklären, welcher Punkt genau erreicht wurde.

Bist du wild entschlossen, im Erfolgsfall auch noch die Besteigung des Pinnacle East anzuschließen?

Manaslu (l.) und Pinnacle East (r.)

Ja, natürlich, je nachdem wie kalt und windig es sein wird. Aber ich würde gerne die erste Winterbesteigung des Pinnacle East und die zweite Besteigung überhaupt machen. Aber nicht um den Preis, dass ich dabei sterbe. Ich bin 54, und in meinem Alter sollte man normalerweise keine dummen oder Macho-Entscheidungen treffen. 

Du bereitest dich schon jetzt im Khumbu vor. Alex Txikon reist erst später an. Du dürftest also einen Vorsprung bei der Akklimatisierung haben. Seid ihr fest entschlossen, den Berg gemeinsam zu besteigen oder habt ihr auch die Option, unabhängig voneinander aufzusteigen? 

Alle Optionen sind offen. Das ist Ausdruck der großen Freiheit und Freundschaft mit Alex.

Der nepalesische Expeditionsveranstalter Seven Summit Treks behält sich die Option vor, in diesem Winter ein kommerzielles Team zum Manaslu zu schicken. Kannst du damit leben?

Die Berge gehören allen, deshalb kann ich nicht allen meine Wünsche oder meinen Stil aufzwingen. Ich werde versuchen, schnell zu sein, aber das Wetter wird entscheiden. Und ich werde in der Lage sein, mich an die Realitäten im Manaslu-Basislager anzupassen.

Graham Zimmerman: „Klimawandel macht hartes Klettern noch schwieriger“

Graham Zimmerman
Graham Zimmerman

Der Klimawandel macht auch Topbergsteigern immer häufiger einen Strich durch die Rechnung: Starke Niederschläge zu Zeiten, in denen es früher trocken war, hohe Temperaturen, wo man einst fror, Steinschlag und Lawinenabgänge. Graham Zimmerman gehörte zu jenen, die deswegen im vergangenen Sommer mit leeren Händen aus dem Karakorum zurückkehrten.

Zimmerman ist US-Amerikaner und Neuseeländer: Er wurde in Wellington geboren, seine amerikanischen Eltern kehrten in die USA zurück, als er vier Jahre alt war, Zimmerman studierte später in Neuseeland und lebt heute in Bend im US-Bundesstaat Oregon.

Der 35-Jährige gehört zu den besten Alpinisten der Welt. 2014 wurde er für seine neue Route über den Nordostpfeiler des Mount Laurens in Alaska (gemeinsam mit Mark allen) für den Piolet d’Or nominiert, 2020 erhielt er den „Oscar der Bergsteiger“ (gemeinsam mit Steve Swenson, Chris Wright und Mark Richey) für die Erstbesteigung des Siebentausenders Link Sar im Karakorum. Zimmermans Film über die Pioniertat im Sommer 2019 ist gerade erschienen (s. Video unten).

Graham hat meine Fragen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf das Bergsteigen an den höchsten Bergen der Welt antwortet.

Graham, im vergangenen Sommer hast du mit Ian Welstedt versucht, über eine neue Variante der Westgrat-Route den K2 zu besteigen, den zweithöchsten Berg der Welt. Auf 7000 Metern war Schluss, wegen der klimabedingten Verhältnisse am Berg. Wie genau sahen diese aus?

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Simon Messner zum Klimawandel: „Wir dürfen nicht mehr wegsehen!“

Simon Messner (r.) und Martin Sieberer (im Hintergrund der Broad Peak)
Simon Messner (r.) und Martin Sieberer (im Hintergrund der Broad Peak)

Der Klimawandel fällt auch den Bergsteigern vor die Füße. Immer häufiger hört und liest man von Topkletterern, deren Projekte scheitern, weil hohe Temperaturen selbst in größter Höhe für gefährliche Bedingungen sorgen. „Ich kann nicht behaupten, dass ich damit gerechnet habe, mir am zweithöchsten Gipfel der Erde einen Sonnenbrand zu holen“, schrieb der US-Amerikaner Graham Zimmerman mit einem Augenzwinkern, nachdem er und der Kanadier Ian Welstedt im Juli vergeblich versucht hatten, den K2 über den selten begangenen Westgrat zu besteigen. Die Lawinen- und Steinschlaggefahr war schlicht zu hoch.

Und auch der Südtiroler Simon Messner und der Österreicher Martin Sieberer kehrten Ende August mit leeren Händen aus dem Karakorum zurück, weil ihnen die Bedingungen am noch unbestiegenen 7134 Meter hohen Praqpa Ri, nahe dem K2 gelegen, einen Strich durch die Rechnung machten. „Zweimal blieben wir in tiefem Pulverschnee auf etwa 6.000 Metern Höhe stecken und mussten umkehren“, schrieb Simon Messner auf Facebook. Die Wetter-App habe auf 7000 Metern Temperaturen bis plus 10 Grad Celsius vorhergesagt, wunderte sich der 30 Jahre alte Sohn der Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Simon hat meine Fragen beantwortet.

Simon, ihr wart während der Corona-Pandemie auf Expedition in Pakistan. Wie besonders waren die Umstände?

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Ex-NFL-Profi Mark Pattison: „Ich bin bereit für den Everest“

Mark Pattison
Mark Pattison

Auf seiner Homepage läuft ein Countdown. Noch rund drei Wochen, dann wird der frühere Football-Profi Mark Pattison nach Nepal fliegen, um den Mount Everest und direkt anschließend den Lhotse zu besteigen – mit Flaschensauerstoff. Gelingt es ihm, den höchsten Gipfel der Erde zu erreichen, wäre der 59-Jährige der zweite Ex-Profi der nordamerikanischen Football-Liga NFL, der die Seven Summits komplettiert, die Sammlung der höchsten Berge aller Kontinente. Der Erste war 2019 Craig Hanneman, der in den 1970er Jahren sein Geld als Profi in der NFL verdient hatte.

Pattison spielte in den 1980er Jahren als Wide Receiver (Passempfänger des Quarterbacks oder anderer Passgeber) bei den NFL-Klubs Los Angeles Raiders und New Orleans Saints. Nach dem Karriere-Ende wurde Mark ein erfolgreicher Geschäftsmann. Heute ist er Vorstandsmitglied der Zeitschrift Sports Illustrated und Motivationsredner. Er produziert einen eigenen Podcast mit dem Titel „Finding your summit“ (Finde deinen Gipfel).

Sechs der Seven Summits bestiegen

Pattison on Denali
Auf dem Denali

Zum Bergsteigen fand Pattison vor zehn Jahren in einer persönlichen Krise: Er trennte sich von seiner langjährigen Ehefrau, sein Vater starb nach einem schweren Schlaganfall. Mark setzte sich ein neues Ziel: die Besteigung der Seven Summits. Los ging es 2013 mit dem Kilimandscharo (den höchsten Berg Afrikas bestieg Mark 2017 ein weiteres Mal). Es folgten 2014 der Elbrus (höchster Berg Europas), 2015 der Mount Kosciuszko (Australien), 2016 der Aconcagua (Südamerika), 2018 der Denali (Nordamerika) und 2019 der Mount Vinson (Antarktis). Nun also will er auf den 8849 Meter hohen Mount Everest und hinterher als Sahnehäubchen noch innerhalb von 24 Stunden auf den 8516 Meter hohen benachbarten Lhotse.

Mark, sechs der Seven Summits hast du bereits bestiegen, nun versuchst du dich am höchsten aller Berge. Mit welchem Gefühl startest du in die Expedition?

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Gerlinde Kaltenbrunner wird 50: „Ich würde es wieder so machen“

Gerlinde Kaltenbrunner
Gerlinde Kaltenbrunner

„Mit der Corona-Pandemie bin ich bisher ganz gut klargekommen“, erzählt mir Gerlinde Kaltenbrunner. „Ich habe das große Glück, dass wir auf dem Land leben. Direkt hinter dem Haus fängt der Wald an. Ich habe mich immer bemüht, viel an der frischen Luft zu sein und das Immunsystem zu stärken.“ Die Österreicherin war 2011 mit ihrem Erfolg auf der chinesischen Nordseite des 8611 Meter hohen K2 die erste Frau, die alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg. 2017 gelang dies auch der Italienerin Nives Meroi.

In den vergangenen Jahren ist es um Gerlinde ruhiger geworden. Mit ihrem Partner, dem Yoga-Lehrer Manfred Jericha, lebt sie am Attersee in Oberösterreich. Gemeinsam bieten sie Yoga-Kurse und -Reisen an. Auch als Vortragsrednerin ist Kaltenbrunner nach wie vor gefragt. An diesem Sonntag wird sie 50 Jahre alt.    

Gerlinde, ein halbes Jahrhundert, wie fühlt sich das für dich an? 

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